Eine betuliche Liederkranz-Story im Nationaltheater

Dass das Akademiekonzert im Nationaltheater einen schalen Geschmack hinterließ, geht auf das Konto der Dirigentin Marin Alsop.
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Dass das Akademiekonzert im Nationaltheater einen schalen Geschmack hinterließ, geht auf das Konto der Dirigentin Marin Alsop.

Das Programmheft machte aus dem US-Geiger Albert Spalding, der das Violinkonzert von Samuel Barber zur Uraufführung brachte, einen Engländer – nicht das einzige Missverständnis, mit dem das Akademiekonzert im Nationaltheater aufwartete. Die New Yorker Dirigentin Marin Alsop und das Staatsorchester musizierten die Haydn-Variationen von Brahms betulich, manchmal geradezu lähmend spannungslos. Gartenlaube, Liederkranz-Biederkeit –so hatte es der Komponist wohl nicht gemeint.

Barbers Violinkonzert (1939) ist ein melodieverliebtes Potpourri spätromantischer Floskeln. Der kanadische Geiger James Ehnes legte sich mit raumgreifendem Ton und souveräner Technik mächtig ins Zeug. Für die begeisterte Zustimmung bedankte er sich mit einer Bach-Gigue, die er so obenhin servierte, dass alle guten Eindrücke rasch wieder verflogen waren.

Zwiespältig auch das letzte Stück des Abends: Rachmaninoffs „Symphonische Tänze“ sind dem Dirigenten Eugene Ormandy und dem Philadelphia Orchestra gewidmet: „Wenn ich komponiere, dann denke ich an Euch, das größte Orchester der Welt“, hatte der Komponist den Amerikanern einst ins Stammbuch geschrieben. Hier wäre deftige Klangakrobatik angebracht gewesen. Marin Alsop und das Staatsorchester beließen es bei bierernst- trockener Notenanalyse.

Volker Boser

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