Ein Theaterkaiser tritt ab - und fällt auf die Knie

Für sein letztes „Käthchen” am Resi hat Dieter Dorn alle seine Lieblinge versammelt
Gabriella Lorenz |
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Wenn ein Publikum einen Intendanten in die Knie zwingt, dann meist durch Abstrafung für sein Programm. Dass ein Intendant freiwillig auf die Knie fällt, ist selten. Dieter Dorn tat es: Aus Dankbarkeit gegenüber seinem Publikum, das ihn und sein Ensemble beim Abschied vom Residenz Theater frenetisch mit 25 Minuten Standing Ovations und Jubelrufen feierte. Mit der Derniere des „Käthchen von Heilbronn” ging die 35-jährige Dorn-Ära in München unwiderruflich zu Ende. Die Zuschauer, die ihm 25 Jahre an den Kammerspielen und auch nach dem Wechsel 2001 ans Staatsschauspiel stets treu geblieben waren, hatten schon während der Aufführung ihren Lieblingen immer wieder Szenenapplaus gespendet.

"Mission erfüllt!"

In dieser Inszenierung von Kleists „Käthchen” – vermutlich der einzig je ungekürzt gespielten – hat Dorn nochmal seinen ganzen Theaterkanon sowie alle unsere Lieblinge versammelt. Sie brillierten auch in kleinsten Rollen, belohnt mit Szenenapplaus: Cornelia Froboess, Helmut Stange, Heide von Strombeck, Rudolf Wessely, Michael von Au (trug beim Applaus ein T-Shirt mit Aufschrift „Mission erfüllt!”). Und die neu dazugewachsenen jungen Schauspieler Felix Rech als brillanter Graf Strahl und Lucy Wirth als anrührendes Käthchen – ihre gemeinsame Liebes-Traumszene sah man so ergreifend wahrhaftig noch nie. Ein Dernieren-Gag muss sein: Beim Durchqueren des Sturzbaches rief Rech: „Vorsicht, das ist ein Forellenbach!”

In aller Demut

Mit seinem Auftritt als Spielleiter und Kaiser hat Dorn den eigenen Abgang programmatisch inszeniert: Als Kaiser reflektiert er über die vierte Wand, als Spielleiter geht er mitten durchs Publikum ab. Und als Ensemble-Player holte er am Schluss alle zum Applaus – seinen kongenialen Bühnenbildner Jürgen Rose (kein Dorn ohne Rose!) und die Techniker. Sein Kniefall galt auch ihnen allen. Ein Theaterkaiser tritt ab – in aller Demut.

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