Ein Pfund zum Wuchern

Der Architekt Axel Schultes über seine neue Hoffnung für den Marstall als künftigen Münchner Konzertsaal. Er gewann 2007 einen Ideenwettbewerb und will Klenzes historisches Gemäuer als Foyer für einen Neubau auf der dahinter liegenden Brache nutzen.
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Der Architekt Axel Schultes über seine neue Hoffnung für den Marstall als künftigen Münchner Konzertsaal. Er gewann 2007 einen Ideenwettbewerb und will Klenzes historisches Gemäuer als Foyer für einen Neubau auf der dahinter liegenden Brache nutzen.

Klappt es doch noch? Der Marstall östlich der Residenz könnte zu einem neuen Super-Konzertsaal für 120 Millionen Euro (oder mehr) an- und umgebaut werden, findet jetzt auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Baukunst-Professor Axel Schultes hatte die ersten, vorläufigen Pläne entworfen.

AZ: Herr Schultes, der Marstall ist wieder in der Diskussion, weil Ministerpräsident Seehofer die Liebe zur Klassik entdeckt. Wie finden Sie das?

AXEL SCHULTES: Es wird eben überall anerkannt, dass unter der Leitung von Mariss Jansons das BR-Symphonieorchester zum Global Player gereift ist. Mit diesem Pfund müssen die Münchner einfach wuchern.

Trotzdem bleiben viele Skeptiker, die das enge Marstall-Grundstück für ungeeignet halten. Kann man an die veranschlagte Kapazität von 1800 Plätzen glauben?

Dort ist es gar nicht so eng! Es sieht vielleicht so aus, wenn man den Stadtraum betrachtet. Aber wenn Sie den Konzertsaal als Programm und Aufforderung verstehen, dann erkennen Sie genau die Maße des berühmten Konzerthauses des Wiener Musikvereins. 40 Meter lang, 18 Meter breit. Da liegen wir absolut perfekt.

Im für seine Akustik hochgelobten Luzern arbeitet man mit Echokammern, der neusten Technik – die kriegen Sie nie in die Marstall-Kubatur.

Ich höre längst von Insidern aus Luzern, dass diese zuschaltbaren Akustikkammern nicht immer das Gelbe vom Ei sind und nicht wirklich oft genutzt werden. In München geht es doch vor allem darum, für das normal aufgestellte, volle Orchester eine optimale Lösung zu haben. Wir überlegen außerdem, das Volumen des Raumes zu vergrößern, indem wir nach oben in den Münchner Himmel ausweichen. Dieses wichtige Projekt darf sich ruhig in der Gebäudehöhe bemerkbar machen.

Können Sie garantieren, dass alle musikalischen Spielarten bis hin zum großen Orchester mit Chor und Orgel in diesem Saal Platz haben werden?

Das müssen wir und so sind wir ja auch angetreten. Das Podium ist 18 Meter breit und 250 Quadratmeter groß. Die Jury des Ideenwettbewerbs fand das Ergebnis so eindeutig, dass sie eine klare Planungs- und Bauempfehlung gab. Alle funktionalen Anforderungen sind nachgewiesen.

Der Wettbewerb ist von 2007. Wie aktuell sind die Ergebnisse heute noch?

So alt ist das ja nicht. Und es gibt keine ernsthafte Alternative zu diesem Ergebnis, anders wird es kaum gehen. Man darf weder den alten Marstall aufstocken noch den Platz verbauen.

Was wird wirklich mit dem Klenze-Marstall? Ein Riesen-Foyer vor eingeschnürtem Saal?

Er ist nicht nur Foyer. Er wird für alles Mögliche, für „Pomp und Circumstances“ genutzt werden, fast wie ein Mehrzwecksaal. Und in dem Raum-Kontrast zwischen Großzügigkeit und Konzentration läge ja gerade der Reiz.

Könnte der Marstall – anders herum gedacht – auch erdrückt werden von den bereits anlaufenden Wünschen des Staatsschauspiels?

Da werden die richtigen Leute inklusive der Architekten schon aufpassen müssen. Aber es gibt noch Spielraum: Unter den Terrassen, die wir für Pause und Erschließung vorgeschlagen haben, wäre auch Platz für ein, zwei Probebühnen.

Wäre nicht alles einfacher, wenn man – Denkmalschutz hin oder her – den alten Marstall aufbrechen und Räume völlig neu ordnen könnte?

Da sei die Bavaria davor – wollen wir den Münchnern etwa einen Wolpertinger vorsetzen, mit einem halben Klenze und einer entfremdeten Hülle? Ist nicht das Schloss in Berlin Desaster genug?

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass gebaut wird?

Wir hatten bereits die Auswirkungen der Finanzkrise gefürchtet. Umso glücklicher sind wir über die neue Aussage des Ministerpräsidenten.

80 Prozent?

Machen Sie 90 Prozent draus!

Michael Grill

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