Ein Opernhasser für den Hügel

Frank Castorf hat’s nicht so mit Wagner. Jetzt soll er in Bayreuth den „Ring” 2013 inszenieren
Christa Sigg |
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Vor einer Woche erst hat er seinen Sechzigsten gefeiert. Da kommt der „Ring” wie ein nachträgliches Geschenk. Aber ob sich Frank Castorf über das Riesenpackerl tatsächlich freuen darf, sei dahingestellt. Nur zwei viel zu kurze Jahre hat er Zeit, Richard Wagners Mammut-Tetralogie in Bayreuth, am heiligen Ort, zu stemmen. 2013 soll sie einem ganz besonderen Jubiläum zur Zierde gereichen, da wird Wagners 200. Geburtstag gefeiert.

Natürlich hat man’s bei solchen Anlässen gerne gediegen. Einerseits. Andererseits – das hat der Jahrhundertring von Patrice Chéreau 1976 gezeigt – bleibt nur das Außergewöhnliche wirklich haften. Dann muss es allerdings auch ein echter Wurf sein. Für den sollte erst der Filmemacher Wim Wenders („Der Himmel über Berlin”, „Pina”) sorgen. Sozusagen „als seriöser Quereinsteiger”. Und auch für ihn wäre die Zeit bis 2013 reichlich knapp geworden. Doch Wenders wollte bald nicht mehr, zu groß seien die Meinungsverschiedenheiten mit der Festspielleitung gewesen.

Vielleicht geht's mit Hypnose

Jetzt also Frank Castorf, der rechtzeitig zur „Tannhäuser”-Premiere aus dem Hut gezaubert wurde. Der langjährige Intendant der Berliner Volksbühne geistert als Provokateur durch die Theaterlandschaft, in den letzten Jahren nicht so ganz glücklich. Und womöglich hätte es ein Ende mit „Wagalaweia” und „Hojoto”, müsste er nicht am Nabel der Wagner-Welt inszenieren, wo man sich dem Werk und damit auch den Worten des Meisters wie sonst nirgends verpflichtet fühlt.

Fragt sich also, wie Castorf, der in der kommenden Spielzeit am Münchner Resi Horvaths „Kasimir und Karoline” inszeniert, seine durchaus rabiaten Textaufmischungen mit den Bayreuther Gepflogenheiten vereinbaren will. Ein Vertrag ist noch nicht unterzeichnet, Festspielchefin Katharina Wagner hat lediglich bestätigt, dass man mit Castorf verhandle, ein Inszenierungsteam erst gefunden werden müsse. Zu empfehlen wären hier ein paar Wagner-Missionare, die der Hypnose mächtig sind. Denn eigentlich mag der Berliner keine Oper, Wagner schon gar nicht.

Wobei: 2006 brachte er eingedampfte „Meistersinger” in Kombination mit Ernst Tollers „Masse Mensch” auf die Bühne, die Musik besorgten zwei Klaviere plus Bläserquintett. Jonathan Meese war mit von der Partie. Der könnte ja dann auch das Hügel-Bühnenbild pinseln. 

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