Ein Manga-Pärchen beim atemlosen Sex
Die Kompanie Liquid Loft eröffnete mit „Running Sushi“ in der Muffathalle die Tanzwerkstatt Europa
Der Mann stöhnt. Ob aus Atemnot oder Lust – keiner weiß es. Er zittert, zuckt, zerrt an seiner Haut, doch er kann nicht aus ihr raus. So findet er sich mit seiner Ekstase ab, stößt mit der Hüfte, gibt sich seinen Fantasien hin. Mit „Running Sushi“ eröffnete die Tanzwerkstatt Europa in der Muffathalle – eine Performance, die Sex als Posse darstellt, als kalten Fisch, der das Verfallsdatum längst überschritten hat.
Der Gedanke hinter „Running Sushi“ der österreichischen Kompanie Liquid Loft unter Leitung von Choreograf Chris Haring ist einfach: Zuschauer wählen Sushi-Gerichte aus, jede Schale steht für eine Sequenz, die dann in der gewählten Reihenfolge aufgeführt werden. So die Idee. Doch an diesem Abend wählen die Tänzer Stephanie Cumming und Johnny Schoofs die Schalen aus. Keiner weiß, warum.
Rahmen-Handlung der Darbietung ist ein Manga-Ehepaar, also ein japanisches Comicpärchen, dessen Leben sich allein um Sex dreht. Schreiend, quietschend und nackt zeigen die Tänzer, wie Sex in einem Comic auszusehen hat: hemmungslos, dauerhaft, atemlos – vor allem nebensächlich. Denn die Figuren finden nicht zueinander. Die Skurrilität der überdimensionierten Brüste, der zur Schau gestellten Körper des Comics, sie enttarnt sich in „Running Sushi“. Es bleibt nicht mehr als der Akt an sich – langweilig und nicht mal so atemberaubend wie der Essstäbchen-Kampf am Küchentisch. Was beim Zuschauer bleibt, ist Lust. Auf Sushi. Nicht auf Sex.
Anne-Kathrin Koophamel
Tanzwerkstatt Europa, bis15. August täglich Performances und Workshops. Info www.jointadventures.net, Karten Tel. 089/54 81 81 81
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