Ein Kopf für die Haube
Im Mai eröffnet Direktor Helmut Friedel das neue Lenbachhaus. Wer das Museum ab 2014 führen wird, muss sich bald entscheiden – nur zwei Kandidaten sind in der engeren Wahl.
München - Der Schnee mag noch so sehr blenden – die Goldhaube strahlt selbst an hellen Wintertagen und markiert Wichtigkeit. Fürs Lenbachhaus und seinen opulenten Neubau wird ein neuer Kopf gesucht: Gestern durften sich die einzigen beiden Kandidaten im Kulturausschuss des Stadtrats präsentieren. Ein Entscheidung ist nicht gefallen, das bestätigte das Kulturreferat. Die sei eh frühestens nächsten Mittwoch zu erwarten, wenn sich die Vollversammlung des Stadtrats mit der Nachfolge Helmut Friedels (67) befasst, der das Haus Ende 2013 verlässt.
In Kunstkreisen wird eine interne Lösung erwartet. Sammlungsleiter Matthias Mühling (44), zuständig für die Kunst nach 1945, arbeitet seit 2005 am Lenbachhaus und hat sich – das zumindest ist auch nach außen deutlich sichtbar – als versierter Ausstellungmacher profiliert. Sei es mit der Mondrian-Restrospektive im Rahmen einer De Stijl-Präsentation, dem aufsehenerregenden Auftritt der Elektropopvordenker Kraftwerk oder heuer mit einer anspruchsvollen Ausstellung zu Marcel Duchamps München-Aufenthalt 1912, der sich nachhaltig auf die Kunst ausgewirkt hat.
Die Zweite, die gestern ihre Pirouetten drehen durfte, ist Angelika Nollert (47). Sie leitet seit 2007 das Neue Museum Nürnberg, ist zuständig für Kunst und Design gleichermaßen. Auf ihre Ausbildung zur Bankkauffrau zu verweisen, die sie vor dem Kunstgeschichtsstudium absolviert hat, wäre reichlich krämerhaft. Aber Nollert darf immerhin mit dem Pfund wuchern, schon ein großes Haus zu führen – anerkannt über Nürnbergs Stadtgrenzen hinaus. Davor war sie Projektleiterin für Bildende Kunst beim „Siemens Arts Program“ in München sowie 2001, auf der elften Documenta, Mitarbeiterin vom jetzigen Chef im Haus der Kunst, Okwui Enwezor.
Konkurrent Mühling, der seit Monaten auf keinem Kunstevent fehlt, war vor seiner Münchner Zeit wissenschaftlicher Assistent an der Hamburger Kunsthalle und zudem als Kritiker tätig. Er hat Lust am Diskurs – und auf neue Medien, die auch am Lenbachhaus mehr und mehr in den Fokus rücken. Die Sammlung zeitgenössischer Kunst hat sowieso mächtig Gewicht bekommen. Obwohl das Museum vor allem als Hort der Künstler des Blauen Reiters, also Marc, Kandinsky, Macke oder Münter und auch Solitären wie Klee vom Publikum geschätzt wird. Der Spagat zwischen den Sammlungsschwerpunkten wird nicht die größte Herausforderung der oder des Neuen sein. Schon eher, wie sich das Lenbachhaus am Rande des Kunstareals mit internationalem Format profilieren kann.
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