Ein Königreich für mehr Verstand

Intrigenspiele, große Gefühle, Wahnsinn: „Die Königin und der Leibarzt” hat alles
Florian Koch |
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Wenn ein Promi in der Öffentlichkeit in den unmöglichsten Momenten hysterisch lacht, Frauen nachstellt und sogar mit Hunden züngelt – dann hat er ein Problem. Oder er sitzt auf einem Thron. So geschehen bei Christian VII., der 1766 als 17-Jähriger König von Dänemark wurde. Dabei wäre der politisch Desinteressierte wohl besser in einer Psychiatrie aufgehoben gewesen, aber die strengeThronfolgeregelung sah anderes für den Geisteskranken vor.

Persönlich betroffen vom Leiden des jungen Christian war die aus England stammende, ihm versprochene Prinzessin Caroline Mathilde. Aus ihrer Sicht erzählt Regisseur Nikolaj Arcel sein wunderbar lebendiges Kostüm-Liebesdrama, das mit den Fakten freier als Per Olov Enquists Bestseller „Der Besuch des Leibarztes” umgeht.

Bereits die erste Begegnung macht klar, warum die Zwangsverheiratung zum Scheitern verurteilt war. Die belesene, schüchterne und zerbrechlich wie Porzellan wirkende Caroline nähert sich voller Aufregung dem Treffpunkt mitten im Grünen. Aus der Dänen-Delegation wird sie auf einen edlen Würdenträger aufmerksam. Doch ihre Hoffnung zerschlägt sich, ausgerechnet der Versteckspiele treibende Pausen-Clown Christian soll ihr Zukünftiger sein.

Feinfühlig, aber auch schonungslos zeigen Drehbuchautor Rasmus Heisterberg (Bären prämiert auf der Berlinale) und Arcel wie die Enttäuschungen der Ehe den sonnigen Charakter Carolines verdunkeln lassen. Bis der charismatische Arzt und Anhänger aufklärerischer Ideen Johann Friedrich Struensee den Gefühlspanzer wieder aufbricht.

Auch wenn es etwas vorhersehbar ist, dass Struensees verhängnisvolle Affäre bald verheerende Konsequenzen für alle Beteiligten haben wird, begeistert das gar nicht angestaubte Dreiecks-Drama durch differenzierte Charakterporträts vor einem brisanten politischen Hintergrund.

Kino: City, Monopol (OmU), Münchner Freiheit
R: Nikolaj Arcel (DK, 128 Min.)

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