Ein Hauch von Frau Hunger

Ein introvertiertes, aber abwechslungsreiches Album der Songwriterin Sophie Hunger aus der Schweiz
von  Abendzeitung

Ein introvertiertes, aber abwechslungsreiches Album der Songwriterin Sophie Hunger aus der Schweiz

Du wurdest für mich aus Versehen gemacht – eine wie Sophie Hunger macht keine gefühlsexplodierenden Liebeserklärungen. „Monday’s Ghost“ heißt das Album der Schweizerin. Bis auf einen Song („Walzer für Niemand“) singt Hunger auf Englisch.

Dass aufgrund von Hungers oft zitierter Dylan-Begeisterung weite Teile der Kritikerschaft nach Dylan-Ähnlichkeiten suchen, führt, trotz einer Mundharmonika in „Birth-Day“, zu nichts. Genauso gut könnte man in den Brass-Experimenten des Titelsongs Tom-Waits-Anklänge vermuten. Auffälliger ist, dass sich die weltumspannende Phalanx der melancholischen Songwriterinnen mittlerweile auf einen Sound geeinigt hat. Verblüffend sind in Stimme und Arrangementbreite die Ähnlichkeiten zu Vienna Teng (New York) und Anna Ternheim (Stockholm). Diese Internationale Kompatibilität ist nicht ungefährlich, denn die Konkurrenz der Ähnlichen ist mächtig.

Liebevoll gestaltet

Sophie Hunger blickt nach innen und liebt es, wenn ihr die Töne ins Hauchen entgleiten. Dass ihr das nicht in mädchensüße Beliebigkeit umkippt, davor bewahrt sie die liebevoll abwechslungsreiche Gestaltung ihrer Stücke. In „The Boat Is Full“ wird kunstvoll ausgewaschener Indie-Gitarren-Rock-Sound ausgebreitet. In „The Tourist“ gelingt eine Piano-Punk-Nummer. Und in diesem Umfeld wirkt der Introvertiertheits-Pop tatsächlich über die Albumlänge geheimnisvoll.

Christian Jooß

Sophie Hunger: „Monday’s Ghost“ (Universal)

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