Ein Hauch von Abschied
Die Ankündigung der Manic Street Preachers aus Wales, sich nun eine Zeit lang in die Kreativ-Werkstatt zurückziehen zu wollen, verpasste ihrer „National Treasures“-Tournee so etwas wie den Hauch eines Abschieds. Kein Wunder also, dass die Fans zuhauf die Konzerte stürmten.
Auch die Theaterfabrik in München – heiß, stickig, schwitzig, schlecht belüftet – war rappelvoll. Und erlebte eine Best Of-Sammlung vom Feinsten. Alle ihre Singles stehen auf der Setlist, ganze 38 an der Zahl. Also ein langer Abend für Fans jeden Alters, die teilweise ja schon seit Mitte der 80er Jahre dabei sind. Und mit „Motorcycle Emptiness“ hat sich die Band einen Opener ausgesucht, der wohl alle Generationen überdauert hat. Denn sofort gehen die Arme hoch, es wird trotz bedrängender Enge und schlechter Luft überall mitgeklatscht und mitgesungen. Dabei brauchen die Musiker einige Zeit, um richtig in Fahrt zu kommen. Sänger und Gitarrist James Dean Bradfield ist zwar gleich von Anfang an der nimmermüde Spielmacher, aber seine Rhythmus-Mannschaft, Bassist Nicky Wire und Drummer Sean Moore, schleifen ein bisschen hinterher.
Und so verteilt Bradfield hin und wieder strenge Blicke an seine Kollegen, doch gegen Ende des langen Konzertabends strahlen alle überaus zufrieden. Denn das Publikum überhört eventuelle kleine Schwächen großzügig, freut sich über Hits wie „The Everlasting“, „Ocean Spray“, „It’s Not War (Just The End Of Love)“ und viele mehr, singt dann in der Zugabe „Motown Junk“ und „If You Tolerate This, Your Children will be next“ mit. Live sind die Manic Street Preachers natürlich wesentlich rockiger als auf Platte, und das ist gut so. Der Wolf im Schafspelz, der knallharte politische Inhalte in zeitlos poppigen Melodien verpackt, wirkt somit ehrlicher und konsequenter.
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