Ein episch bezaubernder Abend im Backstage

Epica und Xandria absolute Spitzenklasse auf musikalisch höchstem Niveau nur Voices of Desiny bilden leider eine negative Ausnahme
von  Alisa Blöchl

Epica und Xandria absolute Spitzenklasse auf musikalisch höchstem Niveau nur Voices of Desiny bilden leider eine negative Ausnahme

Am vergangenen Freitag wird das Backstage förmlich überrrannt. Die Schlange findet ihr Ende erst weit außerhalb des Geländes. Trotz der für diese Jahreszeit sehr warmen 30 Grad lassen es sich vor allem die weiblichen Fans nicht nehmen sich dementsprechend herauszuputzen. Wohin man auch sieht lange meist schwarze Roben aus Spitze und schwerem Samt und um die körpereigene Sauna auf die Spitze zu treiben Korsetts aus Lack und Leder. Allgemein ist das Publikum zumindest alterstechnisch sehr gemischt. Es entsteht sogar der Eindruck, dass das Konzert auch ein Ziel von Familienausflügen ist.

Eine halbe stunde nach Einlass betritt die noch recht junge Band Voices of Desteiny die Bühne. Ihr Musikstil ist eine Mischung aus Epic- , Gothic- bzw. Symphnic-Metal. Sie erfüllen das typische Bild dieses Genres. Frontfrau in Korsett und Spitzenrock und die Instrumente werden von doch eher jünglich anmutenden Männern gespielt. Das ist aber leider auch schon alles in wie fern die Band ihrem angestrebtem Musikstil gerecht werden. Die Sängerin Meike Holzmann hat in den hohen Tonlagen offenhörbar große Probleme und für den aufmerksamen Zuhörer entsteht der Eindruck, dass ihr auch oftmals die Stimme einfach wegbricht und versucht wird das Ganze kurzerhand eine Tonlage tiefer zu retten. Der Keyboarder Lukas Palme versucht sich mehr schlecht als recht darin einen akustischen Gegenpard zum nicht wirklich klaren Gesang von Holzmann zu bilden, indem er ein dünnes Kreischen dem Publikum als Crawling verkaufen will. Eine Entschuldigung für die mittelmäßige Performance in musikalischem Können als auch Präsentation auf der Bühne wäre vielleicht der Werdegang der Band. Gitarrist Christoph Gutjahr und Bassist Jens Hartwig entschließen sich eine Band zu gründen, allerdings fehlt noch der Rest der Besetzung. Also wird gesucht und gefunden: Lukas Palme (Keyboard), Erik Seitz (Drums) und Patricia Riegraf (Gesang). Schon ein Jahr später trennt sich Riegarf von der Band und ein Casting wird veranstaltet. Meike Heinzmann ist dann wohl oder eigentlich eher doch übel die Antwort auf die Frage und damit reiht sich die Band in das Phänomen der Umbesetzung ein, was meist nicht den erhofften Erfolg nach sich zieht sondern eher das Gegenteil auslöst, siehe z. B. Nightwish nach Tarja Turunen.

Nach kurzem Umbau betritt Xandria die Bühne und bereits nach den ersten zwei Songs ist vollgendes festzustellen: Diese Band ist musikalisch deutlich anspruchsvoller und auch das Publikum ist deutlich mehr angetan. Xandria ist ebenfalls dem Genre des Symphnic-Metals zuzuordnen, allerdings prägen auch folkloristische Einflüsse und orientalische Melodien (v.a. auf dem Album India) das musikalische Bild. Die Band als Solches feierte ihr Debut zwischen den Jahren 2002 und 2003. Nach knapp 10 Jahren ist die Band ein eingespieltes und harmonisches Team, was auch die musikalische Performance und die Bühnenshow vermittelt. Die Sängerin Manuela Kraller ist allerdings erst seit 2 Jahren mit von der Partie, trotzdem steht sie der frühren Sängerin Lisa Middelhauve in Nichts nach, wovon sie das Auditorium bei älteren Stücken wie Ravenheart mit Bravour überzeugt. Kraller selbst entdeckte das Singen für sich in früheren Projekten und nahm daraufhin klassischen Gesangsunterricht, was auch deutlich zu hören ist und der Band im Gesamten den letzten richtigen Schliff für dieses Genre gibt. Wenn man den ersten Takten ihrer Lieder lauscht entsteht kurzfristig der Eindruck, dass man das alte Nightwish vor sich hat, was hier allerdings mehr Lob als Kritik darstellt. Denn eine junge, zumindest professinel noch debutiernede Sängern mit einer Gesangskoryphäe wie Tarja Turunen zu vergkeichen ist gewagt, doch meiner Meinung nach hier absolut gerechtfertigt! Allerdings kurz darauf wird einem klar, dass Xandria eine eigenständige Band ist, was im Symphnic-Metal nicht unbedingt einfach ist, da der Markt von vielen mittelmäßigen Bands leider seit Evanescence und Co. überschwemmt wurde. Das neu erschienene Album Neverworld’s End, was auf dieser Tour präsentiert wird, ist das erste Album mit Kraller. Die Feuertaufe hat die hüpsche Sängerin hiermit bestanden und die Fans können nur hoffen, dass nun die entgültige Besetzung gefunden ist und wir noch viel davon hören dürfen.

Zu guter Letzt tritt der Mainact Epica auf. Auch diese Band gehört im Allgemeinen dem Symphonic-Metal an, aber auch sie sind noch etwas weiter zu klassifizieren. Einflüsse aus dem Gothic-Metal sind zu hören. Wie Xandria auch bedienen sie sich häufig der Hilfe von Orchester und diversen chorahlen Mitteln. Um ein Gesamtbild der Popularität bzw. des Bekanntheitsgrades der Bands abzugeben, würde ich Epica und Xandria nahezu auf eine Stufe stellen. Voices of Destiny bildet in diesem Gefüge die Vorband, was auch an der Auftrittsreihenfolge abzulesen ist. An sich ist Epica die am längsten in ihrer Besetzung bestehende Gruppierung, was auch an ihrem musikalischen Können zu hören ist. Die wunderschön klare Stimme von Simone Simons wird dann und wann von gutturalem (= Crawling) Gesang ihres Gitarristen Marc Jansen begleitet. Weitere gesangliche Unterstützung erhält sie von diversen männlichen Gastsängern die allerdings ebenfalls klar singen. Beim neuen Album Requiem for the Indifferent wird die Band noch vielseitiger, da der Frontmann von der Death-Metalband Cradle of Filth Marke Dani Filth einige Parts hinzu steuert.

Auf der Bühne ist Epica absolut überzeugend. Die Songs, egal ob alt oder neu, klingen wie von Platte und Frontfrau Simons schafft in der gut besuchten Backstagehalle eine schon fast familiäre Atmosphäre.

Fazit des Abends: Epica und Xandria absolute Spitzenklasse auf musikalisch höchstem Niveau nur Voices of Desiny bilden leider eine negative Ausnahme. An sich ist die noch weiterführende Tournee sehr empehlenswert und für die Leute, die ab und zu zu spät kommen in diesem Fall sogar lohnenswerter, wenn man erst mit Xandria eintrudelt.

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