Edelschwarz: Anarchie in Bavaria
Wenn die Welt des alten, unheimlichen Bayern über die Clubkultur hereinbricht: Siegfried Haglmo hat mit Edelschwarz endlich ein neues Album veröffentlicht.
Die E-Gitarre pflügt den digitalen Beat um. Edelschwarz sind acht Jahre nach ihrem wuchtig-knappen Debüt-Album „Alpine Härte 1 von 2“ mit dem neuen Werk „Briten, Bauern & Barone“ zurück. Und acht Jahre später wird die Grundidee des Sounds zwar wiederbelebt, aber der Volksmusik-Crossover hat sich doch deutlich einer digitalen Ästhetik geöffnet und erreicht mit ihr die Kunst der Zwischentöne.
Natürlich ist das Klischee „Tradition trifft Moderne“ heute keine Avantgarde mehr. Die Neue Volksmusik hat selber eine Tradition bis Peter Jacobi und Willy Michl. Und Edelschwarz-Kopf Siegfried Haglmo war selber in den 90ern als Mitglied bei Hundsbuam Miserablige ein Teil von ihr. Es waren die Jahre in denen Hubert von Goisern die Welt überzeugte, dass das Volkslied rockt und Attwenger tatsächlich einen bis heute unverbrauchten Sound des Ziehharmonika-Punk–Rap schufen.
Edelschwarz sind mit ihrem technoiden Volks-Metal einerseits ein Projekt, das vom überholten Kontrast von Nostalgie und Zeitgeist leben will. Andererseits bricht hier die Welt des alten, unheimlichen Bayern herein über die Clubkultur. Haglmos Texte aktivieren archaisch-anarchisches Potential. Das Verbrechen in „Mord“ bekommt auch der Beat nicht unter Kontrolle. Und die üblen Zoten in der Lied-Überlieferung „Siegstas Maderl“ wirken gerade im Rahmen einer pornofizierten Night-Life-Kultur so derbe, wie eine Kartler-Runde um vier Uhr früh.
Christian Jooß
Ampere, Zellstraße 4, Samstag 20 Uhr, Eintritt: 16 Euro, www.muffathalle.de
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