Durch die Welt mit viel Tamtam
Wie ein Vogel vor dem Angriff spreizt er die Arme, ein zähnezeigendes Lächeln, fixiert auf die Spielfläche – und dann stößt Martin Grubinger zu, dass die Beute in seinen Fängen nur noch zappeln kann. Dieser 28-jährige österreichische Perkussionist ist auf der Bühne zwischen Marimba, Vibraphon und Trommeln auch eine visuelle Erscheinung als Showmaker, der Rhythmus sichtbar macht.
Die Philharmonie ist randvoll mit Gefühlen eines euphorisierten Publikums. Dreimal, bis heute Abend, will Grubinger sie verzaubern – stößt damit in neue Erfolgsdimensionen vor. Dreidreiviertel Stunden mit zwei Pausen lässt er die Zuhörerränge beben.
Eine Welt aus Rhythmus
„Planet Percussion” will Reise sein durch eine Welt, die Rhythmus ist. Mit 13-köpfiger Bläsersection, Streichern, Klavier, E-Bass und einer Percussiontruppe. Einzug mit der goldglänzend gepaukten „Wiener-Philharmoniker-Fanfare” von Richard Strauss. Fernöstliche helle Holztöne, feinnervige Reflektionen über den schamanischen Kern des Rhythmus – das erkennen Grubinger und seine auf die Perkussionisten reduzierte Gruppe in den Stücken der japanischen Komponistin Keiko Abe.
Karibische Brass-Party mit Michel Camilos „Just Kiddin’”, ein Blick auf die Popkultur mit Leonard Bernsteins „An American Identity”, den intellektuellen Ansprüchen eines westlichen Konzertsaales Rechnung tragende afrikanische Trommeltrance mit Louis Sanou als Gast und Authentizitätsgewährsmann an Marimba und afrikanischen Perkussionsinstrumenten. Und ein „Tribut to Astor Piazzolla”. Die Virtuosität ist, ohne Zweifel, schlagend, manchmal auch Selbstzweck. Allerdings: Es gibt Momente, wo man sich fragt, ob technische Perfektion im Innersten das Leben in der Schwüle des Tangos, der rituellen Entrücktheit dieses zerfließenden Afrikas ersetzen kann.
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- Richard Strauss