DSDS-Kandidatin packt aus
Nach den AZ-Enthüllungen über die Knebelverträge von „Deutschland sucht den Superstar“, spricht Teilnehmerin Meike Büttner über die fiesen Methoden der RTL-Show
Plötzlich war Meike Büttner verschwunden. Die 27-Jährige schaffte es zwar unter die Top 25 bei „DSDS“. Doch in der Sendung, die RTL vor zwei Wochen zeigte, tauchte die Berlinerin kaum auf. „Das war reine Taktik“, glaubt sie. „Wäre mein Auftritt gezeigt worden, hätte niemand verstanden, warum mich die Jury gekickt hat.“
Büttner war in den Sendungen der Bohlen-Schreck. Sie machte den Mund auf, wenn ihr was nicht passte. „Ich hatte das Gefühl, die Macher hatten zehn Adjektive im Kopf, für die sie die entsprechenden Kandidaten gesucht haben“, erzählt sie der AZ. Auch Büttner hat man versucht einen Stempel aufzudrücken. Sie sollte der Querkopf der Staffel sein. „Dagegen hatte ich ja noch nichts einzuwenden“, sagt sie. „Aber was mir nicht gepasst hat, war, dass man mich in so eine komische Drogen-Nummer drängen wollte.“ Lady Di auf Crack wurde sie vorlaufender Kamera sogar einmal genannt.
"RTL wollte mich in so eine komische Drogen-Nummer drängen"
„Ich hatte in einem Interview gesagt, dass ich am Abend vor dem Casting mit einer Freundin feiern war“, erzählt Büttner. Vor dem Casting hatte man sie gefragt, ob sie aufgeregt sei. Ihre Antwort: „Mein Denkapparat ist ausgeschaltet. Da sind keine Wörter.“ RTL hat die beiden Zitate zusammengeschnitten und der Kandidatin bunte Lichter um den Kopf herum animiert. „So macht man eben eine Geschichte“, sagt sie.
Etwas anderes ärgert Büttner fast noch mehr. „Bevor wir zu den Recalls in die Karibik geflogen sind, habe ich Freunden noch gesagt: ,Ich werde mich auf keinen Fall im Bikini ablichten lassen.’“ Zwei Tage lang hielt sie durch und ging nur im schwarzen Sport-Badeanzug an den Strand. „Und plötzlich gab es dann doch die Fotos von Meike im Bikini“, erzählt sie. Noch heute zerbricht sie sich den Kopf darüber, wie es dazu kommen konnte. „Ich war an dem Tag sehr fertig und habe viel geweint.“
Ständig seien subtile Dinge abgelaufen, damit man sich auf eine ganz bestimmte Art verhielt, sagt Büttner. Eine Methode des Teams: „Die Kandidaten wurden vorab gefragt, über was sie auf gar keinen Fall sprechen wollten. „Am vorletzten Tag kam dann ein Kamerateam auf unser Zimmer und fragte mich genau nach diesen Dingen.“
"DSDS wird ab der Top-15-Show zu einem Gefängnis"
Rausgeflogen sei sie, weil sie ihre eigene Musik machen wollte, glaubt Büttner. „DSDS wird ab der Top-15-Show zu einem Gefängnis. Vor der ersten Live-Show hätte ich weitere Verträge unterschreiben müssen, die man als denkender Mensch einfach nicht unterschreiben kann.“ Einzelheiten anderer „DSDS“- Verträge hat die AZ am Wochenende exklusiv enthüllt, Büttner darf über ihre nicht sprechen.
Den Mund verbieten lässt sich die 27-Jährige aber nicht, also spricht sie darüber, wie es hinter den Kulissen von „DSDS“ zugeht. Auch deshalb habe man sie aus der Sendung herausgeschnitten, glaubt sie. Am Telefon habe ihr das RTL sogar indirekt bestätigt.
„Das hatte nichts damit zu tun, dass sie sich über die Sendung geäußert hat, sagt dagegen RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer der AZ. „Wir hatten einfach wahnsinnig viel Material und konnten deshalb nicht alles zeigen.“ Außerdem konzertriere man sich auf die, die weitergekommen sind.
Die „DSDS“-Zeit bereut Meike Büttner trotz allem nicht. „Ich wollte Werbung für meine Musik machen“, sagt sie. Und jetzt seien sogar schon Plattenfirmen auf sie aufmerksam geworden. „Ich bin genau da, wo ich hinwollte, auch wenn es ein ganz schönes Risiko war. Ich bin froh, dass es für mich gut gegangen ist.“
Angelika Kahl
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