dpa: Die „alte Tante“ wird 60
Die Deutsche Presseagentur (dpa) feiert Geburtstag. Im 60. Jahr ihres Bestehens sieht sich die größte Presseagentur Deutschlands tiefgreifenden Herausforderungen gegenüber
Die Propaganda-Sender verstummten. Die gleichgeschalteten Agenturen und Zeitungen des NS-Staates gingen unter. Um so größer war der Hunger der Deutschen nach Nachrichten“, berichtet Hans Benirschke, dpa-Chef von 1968 bis 1991.
Heute vor 60 Jahren wurde die Deutsche Presseagentur (dpa) gegründet, um diesen Hunger mit zu befriedigen. Am 18. August 1949 schlossen sich die drei Agenturen der Besatzungszonen zu Deutschlands größter Nachrichtenagentur zusammen. Langwierig waren die Verhandlungen, auch durch die Bemühungen alliierter Presseoffziere um „sprachliche Hygiene“.
Das Wort „Führer“ sollte nicht mehr vorkommen, aber vor dem Wort „Lokomotivführer“ kapitulierten die Amerikaner dann doch. Schließlich besiegelte man die Einigung bei einem Festessen. Am 1. September 1949 lief die erste dpa-Meldung über den Ticker.
Die dpa beliefert bis heute deutsche Redaktionen auf einer genossenschaftlichen Basis. Sie gehört Pressehäusern und Rundfunkanbietern, maximal 1,5 Prozent der Anteile darf ein Eigentümer besitzen. Mehr als 800 Mitarbeiter sind weltweit im Einsatz. 800 Meldungen und 350 Fotos werden täglich an die Redaktionen geschickt. Die dpa ist die größte Agentur Deutschlands, wo es die meisten Nachrichtenagenturen in eigener Sprache gibt.
Man versteht sich als Rohstofflieferantin für die Medien, übermittelt „das Grundrauschen des Geschehens“, so der jetzige dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn im „Deutschlandfunk“. Mit dem Internet hat sich aber auch für die „alte Tante“, wie die dpa gerne genannt wird, einiges geändert. Heute sind andere oft schneller – in Blogs, Chats oder über Twitter. „Wir sehen das nicht als Bedrohung“, sagt Herlyn.
Er baut auf die Verlässlichkeit seiner Informationen, mit denen er 95 Prozent der deutschen Tageszeitungen beliefert. Doch das Fundament bröckelt. Aufsehen erregte etwa die Kündigung des Essener „WAZ“-Konzerns zum Januar.
Dazu schafft das Internet neue Bedürfnisse. Spezialangebote wie multimediale Nachrichten oder ein bilingualer Dienst sind aber teuer. So konnte die dpa ihren Umsatz 2008 zwar steigern. Doch am Ende kamen nur 2,9 Millionen Euro Gewinn heraus, 1,5 Millionen weniger als im Vorjahr. Um zu sparen, will man nun alle zentralen Dienste in Berlin bündeln.
Schweinegerippe und Scheißereien: Die kuriosesten dpa-Fehler
Auch dpa-Mitarbeiter sind nur Menschen und machen Fehler. Eine Auswahl:
Zum 65. Geburtstag von Ilse Werner tauft die dpa ihren Film „Ännchen von Tharau“ um – in „Entchen von Tharau“.
Im Oktober 1986 geht ein neuer Star am Opernhimmel auf: „Es singen Alter Nierend, Anna Tomowa-Sintow und Jessye Norman.“
1990 können eine Milliarde Menschen nicht lesen und schreiben. Der Autor dieser Meldung schreibt dreimal Analphabetentum falsch: „Analphatentum“, „Analphetismus“ und „Analphabtentum“.
In einer Meldung über Ruanda heißt es 1991: „Seither sind die Rebellen im Virunga-Nationalpark aktiv, der durch seine Bergguerillas berüchtigt ist.“ Heißen sollte es: „der durch seine Berggorillas berühmt ist“.
„Jung-Olympionieten“ nehmen 1991 an einem Wettbewerb teil.
1998 verlegt der Landesdienst Hessen den Ätna nach Russland.
Peinlicher Buchstabendreher 2000: „Rebell bei Scheißerei mit Armee auf Fidschi getötet.“ In einem Bericht zur WM 2002 darf „Bundestrainer Gerhard Schröder“ Stellung beziehen.
Die dpa schreibt 2002 über den Kannibalen von Rotenburg: „Hannibalismus-Fall: Hinweis brachte Polizei auf Spur.“
Eine Meldung von 2004 möchte man sich nicht bildlich vorstellen. Darin wird der Lotto-Jackpot „nicht gekackt“.
2006 heißt es in der Berichtigung: „Bruchhagen sagt, er habe nicht von einer ,Currywurst- Veranstaltung’ gesprochen, sondern von einem ,Pyrrhus-Sieg’.“
Aus dem iranischen Atomprogramm-Chefunterhändler Ali Laridschani wird 2007 Herr „Larifari“.
Knochige Krankheit 2009: „Bayern bestätigt ersten Fall von Schweinegerippe in Deutschland.“
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