Donnernder Donnervogel
Unglaublich,aber wahr: Amon Düül 2 zanken nur ein bisschen und brillieren musikalisch
Erst mal spielte Bröselmaschine im Metropolis an dem denkwürdigen Abend: Die kleinere Krautrocklegende um Gitarren-Guru Peter Bursch, mit dem fantastischen alten Haudegen Manni von Bohr am Schlagzeug und der nicht minder beachtenswerten jungen Sängerin Anja Lerch. Wer Hippie-Kram mag, konnte nur begeistert sein.
Dann begann der alte Münchner Größenwahn mit dem „Eye Shaking King“ von 1970: Amon Düül 2, das Psychedelic-Konglomerat mit Riesen-Vergangenheit und stets unklarer Gegenwart, wagte sich nach vielen, vielen Jahren endlich mal wieder auf eine größere heimatliche Bühne.
Willen zum Rock
Es wurde ein gewaltiges Getöse für fast zweieinhalb Stunden, in denen auf der Bühne (für Düül-Verhältnisse) nur ein bisschen gezankt und ansonsten jede Menge positive Energie aus Reibung gewonnen wurde.
Zwar nervte das ständige Lamentieren von Sängerin Renate Knaup über den Bühnen-Sound („Ich bin so leise, weil die Männer so laut sind, das ist meine Qual seit 40 Jahren“), und einmal fing sie fast einen Streit mit einem pöbelnden Zuhörer an – doch insgesamt war es ein richtig spannendes, vom Willen zum Rock und zur wilden Improvisation geprägtes Konzert.
Auf der percussiven Seite war mit drei Schlagwerkern fast schon zu viel los, Bassist Gerard Carbonell spielte (als Ex-Punk!) vom Blatt und machte das ordentlich, die Gitarristen John Weinzierl und Chris Karrer ergänzten sich in ihrer Ungleichheit wunderbar – und der kranke Lothar Meid rezitierte als Gast seine Texte wie ein Vermächtnis. Um Mitternacht donnerte „Surrounded By The Stars“, als Zugabe der nicht minder heftige „Archangel Thunderbird“. Weiter so, dann wird noch mal was aus der Band.
Michael Grill
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