Diesmal "Liebe": Michael Hanekes harte Kunst, immer zu gewinnen

Goldene Palme in Cannes für „Amour”. Sonst Extremes und ein witziger Ken Loach
Adrian Prechtel |
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Goldene Palme für „Amour”. Sonst Extremes und ein witziger Ken Loach

Er ist es, der Cannes durchschüttelt! 2001 wurden seinetwegen extra die Regeln geändert: Kein Film darf mehr als einen Preis bekommen. Hanekes Jelinek-Verfilmung „Die Klavierspielerin” mit Isabelle Huppert hatte gleich drei gewonnen (Großer Preis, Regie, Beste Darstellerin). 2009 dann bekam sein „Weißes Band” die Goldene Palme.

Deshalb hatte jetzt niemand daran geglaubt. Auch Haneke selbst nicht. Vielleicht den Darstellerpreis für den 81-jährigen Jean Louis-Trintignant hatte man sich ausgerechnet, wie er sanft, verzweifelt und doch bestimmt einen Ehemann spielt, der seine Frau (Emmanuelle Riva) auch nach dem Schlaganfall und der folgenden Abwärtsspirale bis zum gewaltsam erlösenden Tod in der gemeinsamen Wohnung behält. Haneke, ein kühl-gnadenloser Darsteller von Gewalt-Strukturen hatte die Herzen der Jury mit „Liebe” gewonnen, sicher auch, weil der Film über die großen Menschheitsthemen Liebe und Tod altersmilde Wärme hat.

Überraschend auf den ersten Blick ist der Gewinner des Großen Preis der Jury: Matteo Garrone (der „Gomorrah”-Regisseur) mit seiner Satire auf die psychologische Macht der Reality-Shows im TV, die Aufmerksamkeit und Geld versprechen. Die Idee, dass ein neapolitanischer Fischverkäufer fürs Big-Brother-Dabeisein sein Leben zunehmend paranoid ruiniert, trug aber nur bis zur Hälfte. Doch Garrones Landsmann Nanni Moretti („Habemus Papam”) war der diesjährige Jury-Präsident und macht ja selbst genau solche gesellschaftskritischen Satire-Filme.

Seinem Ruf gehorchend, gegen den Kommerz vor allem extreme Filmkunst zu lieben, zeichnete das Cannes-Festival für die Beste Regie den Mexikaner Carlos Reygadas aus für „Post tenebras lux” – eine bizarr-poetisches Porträt einer reicheren Provinzfamilie – mit Landschaftsbildern, Swingerclubbesuchen zur Belebung der Ehe. Auch wenn dieser Film entschärft war gegenüber Reygadas radikaler Unterschichts-Sex- und -Religions-Film „Battle in Heaven” (2005) wird er in seiner sperrigen Art kein Publikum finden.

Gute Chancen auf Kinobesucher dagegen hat diesmal der sozialkritische Ken Loach: „The Angel’s Share” zeigt, wie kriminelle Twens aus harten Glasgower Vierteln mit einem Coup wunderbar witzig die Kurve ins bessere Leben kratzen. Erfrischender Optimismus!

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