Die Zukunft des Pop war gestern
Bernadette La Hengst, Knarf Rellöm und Guz bilden die neue Supergroup des deutschen Underground – am Mittwoch spielte "Die Zukunft" live in der Roten Sonne
Wenn Bernadette La Hengst hinter dem Keyboard wie ein Vogel quietscht und Knarf darauf besteht, der Untergrundmusiker zu sein, der seine Bühnenoutfits öfter wechselt als Christina Aguilera, ist das zwar witzig, aber auch bemüht. Dabei haben Bernadette, Knarf Rellöm und Guz – zusammen „Die Zukunft“ – diese „Hei, wir sind 40 und immer noch Punk“-Attitüde nicht nötig.
Im düsteren Kellerschlauch der Roten Sonne liefern die drei gut gelaunten Sound, der nach platt getrampeltem Gras, Hinterhofpartys und Großstadt-Neurose riecht: Dunkel-pumpender Bluesrock mit Wummerbass auf Herzschlagniveau (leider nicht auf der Platte: „Am schwarzen Unterseeboot“) oder hippeliger Elektrorock („Mittelstandproblemcamp“) gelingt live noch viel besser als auf dem etwas blutleer eingespielten Album „Sisters & Brothers“. Auf der Bühne dreht Madame la Hengst in Elefantenmuster-Rock und Trekkingschuhen den wacker knarzenden Korg-Synthesizer auf Anschlag – das fein groovende Gitarrenspiel ihrer Kollegen passt trotzdem dazu. Vielschichtiger Hybrid-Pop, der 20-Jährigen wohl nie so gelungen wäre.
Johanna Jauernig
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