Die Watschenmann-Firma

Gerhard Polt und die Biermösl Blosn feierten im Residenz Theater ihr 30. Bühnenjubiläum
von  Abendzeitung

Gerhard Polt und die Biermösl Blosn feierten im Residenz Theater ihr 30. Bühnenjubiläum

Wer beim ersten Lied gar nichts verstehen sollte, für den ist der weitere Verlauf des Abends sinnlos.“ Diese Warnung war überflüssig, denn beim Jubiläumsabend „30 Jahre Gerhard Polt und die Biermösl Blosn“ saßen nur Fans im Residenz Theater. Und den Sekt servierte am Ende eigenhändig Intendant Dieter Dorn. Als größten Erfolg dieser 30 Jahre verbuchen Polt und die Biermösl Blosn, dass sie endlich die absolute CSU-Mehrheit gebrochen haben. Dass ihre früheren Satiren deswegen veralten, steht nicht zu befürchten – bayerische Kleinhirne und Großkopferte sind zeitlos.

Als Pauschaltourist ist Polt sauer, weil bei den Aborigines der Tafelspitz vom Riesenwaran aus ist – der Riesenwaran ist ausgestorben. Dann muss es ein Ausflug zu den „Men Eatern“ bringen: Frische Boat People schmecken „ein bisserl wie Hendl“. Polts Granit-Figuren setzen die Biermösl Blosn mit ihrer unbändigen Musizierlust ihr anderes Bayern und ihre Angriffslust entgegen. „Insolventia, incompetentia“ singen Christoph, Michael und Hans Well, spielen auf mit Harfe, Dudelsack, Ziehharmonikas und Goaßlschnalzern. Christoph spielt im „Divertimento bavarese“ ein Trompetensolo mit Kadenz, tanzt mit Michael Schuhplattler und zu dritt blasen sie ein Alphorn-Requiem für Bruno.

Für die Krise hat Polt die moralische Lösung gefunden: Die Trennung zwischen Verursacherprinzip und Verantwortungsprinzip. Eine Watschenmann-Firma übernimmt „für jede Schweinerei die Verantwortung“, auch für den Weltuntergang oder dafür, dass Lokführer Mehdorn statt der Radachsen seine Leute durchleuchtet.

Gabriella Lorenz

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