Die Wahrheit der Hysterie

Heute kämpfen die Kammerspiele gegen die WM und haben ein gutes Gegenprogramm: „Opening Night“, nach dem Film von John Cassavetes
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Heute kämpfen die Kammerspiele gegen die WM und haben ein gutes Gegenprogramm: „Opening Night“, nach dem Film von John Cassavetes

Wenn heute in Johannesburg Deutschland gegen Ghana um den Einzug ins Achtelfinale der Fußball-WM kämpft, bleiben auch viele passionierte Theatergänger lieber auf der Fernsehcouch. Da versäumen sie allerdings ein spektakuläres Gastspiel in den Kammerspielen: „Opening Night“ nach dem 1977 entstandenen Film von John Cassavetes, in dem sich die Proben zu einer Theateraufführung immer mehr mit dem Privatleben der Darsteller vermischen. Wer morgen auf Fußball verzichten kann, hat noch eine Chance. Diese Inszenierung von Ivo van Hove (eine Koproduktion der von van Hove geleiteten Toneelgroep Amsterdam mit dem Nederlands Theater Gent, dessen Direktion der neue Kammerspiele-Intendant Johan Simons gerade beendet) wurde 2008 bei einem Gastspiel in New York hymnisch gefeiert. Hauptdarstellerin Elsie de Brauw wurde dafür 2006 zur besten niederländischen Schauspielerin gekürt. Sie gehört ab Herbst zum Ensemble der Kammerspiele.

AZ: Frau de Brauw, Sie spielen in dieser Backstage-Tragikomödie eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs: Der Theater-Star Myrtle Gordon lässt nach chaotischen Voraufführungen in der Provinz eine Broadway-Premiere beinahe platzen, weil sie die Rolle einer alternden Schauspielerin für sich nicht akzeptieren kann.

ELSIE DE BRAUW: Myrtles Altern ist gar nicht das Problem. Sie findet einfach das Stück „The Second Wife“, das sie mit ihrem Ex-Mann spielen soll, schlecht. Sie will keine so dumme, humorlose Frau spielen, wie sie von der Autorin geschrieben wurde. Aber alle Kollegen wollen ihr einreden, ihr eigenes Alter sei das Problem.

Der Film ist Kult. Kannten Sie ihn vorher?

Ja. Am Anfang hilft es, um sich die Innen- und Außenräume vorzustellen. Und in Amerika gibt’s ja wohl wirklich Schauspielerinnen, die nachts hysterisch ihren Regisseur anrufen und schreien: Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich. Das sagt man in Amerika ohnehin unglaublich oft. Aber ich spiele nicht wie Gena Rowlands. Meine Myrtle Gordon ist holländischer.

Sie haben fast Ihr ganzes Schauspielerleben lang mit Ihrem Mann Johan Simons zusammengearbeitet.

Anfangs wollte ich das gar nicht, weil ich nie als „die Frau des Regisseurs“ abgestempelt werden wollte. Und deshalb bin ich froh, dass ich meine Antrittsrolle an den Kammerspielen unter der Regie von Jossi Wieler spiele: Er wollte mich für die Hauptrolle von Stefan Zweigs „Angst“, das als Koproduktion bei den Salzburger Festspielen herauskommt.

Sie spielen zwar bei Gastspielen holländischer Inszenierungen auch auf Deutsch. Aber Sie erarbeiten mit Jossi Wieler zum ersten Mal eine Rolle in deutscher Sprache.

Ja, und ich will auch über die Sprachschwierigkeiten nicht mehr nachdenken. Wenn ich nicht gut bin, wird man es mir schon sagen.

Gabriella Lorenz

Kammerspiele, 22. und 23. Juni, jeweils 19.30 Uhr (niederländisch mit deutschen Übertiteln), Karten Tel. 233 966 00

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