Die Strobbes – hart, aber herzlich
Felix van Groeningens derbe Proll-Farce „Die Beschissenheit der Dinge“
Selten war ein Filmtitel so zutreffend wie in dieser Proll-Farce von Felix van Groeningen (nach dem Roman von Dimitri Verhulst). Wie in „Vertraute Fremde“ reist ein Erwachsener in die Kindheit zurück, nur ist in dieser Variante selbst für Leute mit Sinn für derbe Späße die Ekelschwelle schnell überschritten.
Hart, aber herzlich könnte man das Klima in der Familie Strobbe nennen, in die sich Ich-Erzähler Gunther in die 80er Jahre zurückträumt. Nun ist er ein Autor Mitte 30, der seiner Freundin zur Abtreibung „rät". Die wehleidige Rahmenhandlung geht überraschend witzig in die Schilderung eines flämischen Proletariats über, das man so noch nie gesehen hat. Es wird gekotzt, kopuliert, gefressen und gesoffen, dass es grad eine Freud’ ist für hartgesottene Voyeure sozialen Elends.
Mittendrin der 14-jährige Gunther (Kenneth Vanbaeden), ein intelligenter blonder Junge mit Vokuhilafrisur, der klassische Außenseiter an der Schule. Papa Celle ist ein ebenso hoffnungsloser Alkoholiker wie seine drei Brüder, und alle sind wieder bei der Mama in ihrem Dorfhäuschen eingezogen und machen Party: Wettsaufen, Nacktfahrradrennen, Umarmungen nach Prügeleien. Gunther schafft's an ein Internat und irgendwohin auch weiter. Eine Tour de force. Ad
Kino: Monopol R: Felix van Groeningen, (B, NL, 108 Min.)
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