Die Sprache zum Blühen gebracht
Es ist etwas sehr Eigenwilliges, was die Schauspielerin Anne Bennent mit dem französischen Sänger Samuel Veyrat und dem Wiener Gitarristen Karl Ritter bei ihrem Gastspiel im Marstall zeigte.
Der Begriff Poesiekonzert trifft es bestens, denn hier werden die französischen und deutschen Gedichte von Baudelaire über Brecht bis Prévert nicht vertont, sondern die Sprache wirdmusikalisiert und rhythmisiert.
„Comment dire.... Wie soll man sagen...“ heißt der Abend nach einem Gedicht von Samuel Beckett, bei dem sich Bennent und Veyrat fragend Wortfetzen zuwerfen und genüsslich Lautmalereien nachschmecken. Im Wechsel oder gemeinsam bringen sie mit Andeutungen von Tanz, Gesang und szenischem Spiel die Sprache zum Blühen und Klingen. Rimbauds „Trunkenes Schiff“ beginnt Bennent mit spitzen Möwenschreien, ein Segel an den Rücken geschnallt.
Mit Veyrat fliegt sie tanzend zu den Sternen oder taucht in Ingeborg Bachmanns „Blaue Stunde“ ab. Und der fabelhafte Gitarrenvirtuose Karl Ritter setzt sein Instrument nie zur Illustration ein, sondern immer als eigenständige musikalische Stimme und Aussage. Chapeau!
Gabriella Lorenz
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