Die Schärfe der Anderen

Harte Politik und naive Story beim Auftrittder Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali im Jüdischen Gemeindezentrum
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Harte Politik und naive Story beim Auftrittder Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali im Jüdischen Gemeindezentrum

Die Literaturhandlung und die Israelitische Kultusgemeinde haben eine neue Reihe („Im Wissen um den Anderen“), die der interkulturellen Verständigung gewidmet ist. Was erst mal nach Multi-Kulti-Klimbim klingt, startete im Jüdischen Gemeindezentrum mit einem harten politischen Knaller: Ayaan Hirsi Ali, 1969 in Somalia geboren, vor einer Zwangsheirat nach Europa geflohen und jetzt in den USA lebend, ist eine der schärfsten und bekanntesten Islam-Kritikerinnen der Welt. Ihre Autobiografie brachte ihr Ruhm, Erfolg – und den Eintrag auf die Todeslisten der religiösen Fanatiker. Eine bedrohte Frau, die mit erstaunlichem Mut ihren Kampf um Aufklärung weiterführt.

Nun hat Ali ein Büchlein geschrieben, das nicht so spektakulär ist wie ihre eigene Vita, eher eine längere Kurzgeschichte zur Klassendiskussion im Ethik-Unterricht: Es geht um Adan, einen marokkanischen Immigranten-Buben, und Eva, ein jüdisches Mädchen reicher Eltern in Amsterdam, die sich in einer so anrührend-naiven wie etwas konstruierten Geschichte kennenlernen und auf die jeweils andere Kulturwelt stoßen.

Langsame Lockerung

Da hing erst mal eine halbe Stunde weihevolle Hochspannung im nicht ganz ausverkauften Saal, als Ali kurz auf Englisch, dann Sunnyi Melles ausführlicher auf Deutsch die Story vortrugen, während Michael Wolffsohn die anschließende Fragerunde kauzig von der Seite dolmetschte und Rachel Salamander viel Pathos über die Autorin goss. Erst langsam wurde man lockerer, weil Melles es schaffte, dem steifen Text skurril-komische Seiten abzuringen. Dass sie versehentlich „Snickers“ als „Sneakers“ aussprach, brachte auch Ali zum Schmunzeln.

Schließlich Alis beeindruckendes, aber mit plötzlicher Schärfe in der Stimme vorgetragenes Plädoyer für Freiheit, Demokratie und das Streben nach Glück. Das Publikum dankte mit aufrichtig-ehrfürchtigem Beifall und einer roten Rose.

Michael Grill

Ayaan Hirsi Ali: „Adan und Eva“ (Piper, 14.95 Euro)

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.