Die Museen nagen am Hungertuch
Trotzalledem will Horst Seehofer noch eines für die bayerische Geschichte bauen
Dass er gerne was verspricht, dafür ist Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bekannt. In seiner ersten Regierungserklärung hat er angekündigt, ein Museum der bayerischen Geschichte „zu verwirklichen.“ Das aber wollen nicht einmal die Fachleute.
Seehofer ließ sich nicht beirren. Gleich nach der Sommerpause befasst sich das Kabinett mit dem Konzept für sein Historien-Projekt. Nun versuchen es die Grünen zu stoppen. Sie forderten einen Bericht über die Lage der bayerischen Museen. Der wurde gestern im Landtag diskutiert. Fazit: Die Museen nagen am Hungertuch. „Da brauchen wir kein neues Super-Seehofer Museum“, erklärte Sepp Dürr (Grüne) und nannte den Bericht „ernüchternd“. Bei den staatlichen Museen fehlt es hinten und vorne. Ein gigantischer Investitionsbedarf hat sich aufgebaut.
Alleine beim Deutschen Museum in München sind das rund 400 Millionen Euro. Seit Jahrzehnten wurde in das Vorzeigeobjekt nichts investiert. Das denkmalgeschützte Gebäude ist marode, die Ausstellungen sind völlig veraltet. Auch beim Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist die Finanzsituation „äußerst angespannt“, so der Bericht. Es bestehe ein Investitionsstau und akuter Handlungsbedarf.
Das gilt auch für Bayerns Schlösser. Vor allem für die Venusgrotte in Schloss Linderhof. Das ist nach Neuschwanstein und Herrenchiemsee das meist besuchte Schloss. Im Landtag warf Dürr der Staatsregierung Konzeptlosigkeit vor. Er forderte eine „realistische Planung“. „Die finanzielle Situation ist dramatisch“, so der Grüne. „Da müssen wir genau überlegen: Was können wir überhaupt noch tun und was müssen wir tun.“ „Sie sind ein Kulturpessimist“, konterte Ausschusschef Bernd Siebler (CSU) und führte die Besucherzahlen an. „Wir sind in Deutschland die Nummer eins. So schlecht können unsere Museen da nicht sein.“
Sogar im Kunstministerium hofft man, dass sich Seehofer von seinem Museum der Geschichte verabschiedet, zumindest kräftig abspeckt und es nur noch eine „sparsame pragmatische“ Lösung gibt.
Nötig ist es eh nicht. Vom Haus der bayerischen Geschichte werden längst Wanderausstellungen organisiert. Die sind in ganz Bayern der große Hit.
Angela Böhm
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