Die laute Reserve aus der Heimat

Marlene Dietrich sang für die US-Armee, die Piaf für die französische Résistance, deutsche Soldaten mussten mit Gunter Gabriel und Peter Maffay vorliebnehmen – jetzt kommt Sarah Connor
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Marlene Dietrich sang für die US-Armee, die Piaf für die französische Résistance, deutsche Soldaten mussten mit Gunter Gabriel und Peter Maffay vorliebnehmen – jetzt kommt Sarah Connor

Ob es an ihrem leidenschaftlichen Verhältnis zur deutschen Hymne liegt? „Brüh’ im Lichte dieses Glückes...“ schmetterte die Delmenhorster Sängerin Sarah Connor am 31. Mai 2005, beim zweiten Eröffnungsspiel in der Münchner Allianz-Arena, zwischen Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft (Endstand 4:2). Gut vier Jahre später stellt sie sich wieder in den Dienst des Landes. Connor, die noch Anfang Juli ein Möbelhaus in Parsdorf rockte, will als „Truppenbetreuerin“ noch in diesem Jahr ein Konzert für die in Afghanistan stationierten Soldaten geben.

Die Fußstapfen sind gewaltig. Am leuchtendsten gilt das Beispiel von Marlene Dietrich, die in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs als Truppenbetreuerin für das US-Militär arbeitete. Edith Piaf hingegen macht in dem von deutschen Truppen besetzten Paris den französischen Widerstandskämpfern Mut und sang für Kriegsgefangene.

Mit Musik geht alles besser

Aber auch in den letzten Jahren werden immer wieder Künstler den Soldaten hinterhergeschickt. Ex-Spice-Girl Geri Halliwell sang – angeblich mit Minirock und Militaryshirt – im Oktober 2001 für eine Royal-Air-Force-Einheit im Oman. Ein ernstes Anliegen oder doch eher die Laune eines PR-Beraters?

Diese Frage stellte sich bei James Blunt nicht. Als dieser vor britischen Soldaten im Kosovo auftrat, konnten diese sicher sein, dass auf der Bühne ein Mann stand, der ihre Nöte teilte. Schließlich war Blunt selbst dort stationiert gewesen. „Ich war dort während der Bombardierung. Ich stand unter großem Druck. Aber ich habe einige außergewöhnliche Menschen getroffen“, erklärte der Chartstürmer, der seine Erlebnisse in dem Song „No Bravery“ verarbeitete.

Die Amerikaner schicken Superstars, und wir?

Die Amerikaner lassen es aber am lautesten in der Truppenbetreuung krachen, das Pentagon schickte schon Superstars wie wie Julia Roberts und George Clooney an die Front, um die Moral der US-Kämpfer zu heben. Schließlich hat die USO (United Service Organisation) ein eigenes Budget für solche Fälle.

Der Unterhaltungsfonds der Bundeswehr bietet da ein graueres Bild. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr im Sachgebiet Betreuung im Einsatz in der Potsdamer Henning-von-Tresckow Kaserne kümmert sich mit sehr beschränkten Mitteln um das „Unterhaltungsprogramm“. Es vermittelte schon Xavier Naidoo und die No Angels in Krisengebiete, auch Peter Maffay (2005 in Afghanistan), Ralf Möller und Gunter Gabriel stimmten dem kostenlosen Auftritt zu. Gabriel steuerte seinem Konzert im Kosovo noch den eigens umgetexteten Klassiker „The House Of The Rising Sun“ („Es steht ein Haus im Kosovo“) bei, fiel aber 2005 beim Après-Konzert so aus der Rolle, dass die Bundeswehr von weiteren Einsätzen des Malochers an der Gitarre absah.

Viel häufiger als auf musikalische Berühmtheiten setzt die Bundeswehr auf Cover- und Kirmesbands, die eine Party umrahmen. Selbst eine Jagdhornblasgruppe spielte schon in Afghanistan auf. In diesem Sinne ist Sarah Connors Engagement wohl für alle ein Segen.

Volker Isfort

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