Die Kritik zum Tatort: "Der Elektriker"
Erste schönste Szene in diesem "Tatort": Bibi Fellner und Moritz Eisner spielen mit einer Art Puppenhaus, das eine Kollegin eigens dafür angefertigt hat, die mutmaßliche Tat nach. Der Herr Daniel ist beim Bad im Altersheim Laetitia ertrunken. Bürogegenstände und Schreibtischschubladenkleinkram verkörpern in diesem Modellspiel die Mitarbeiter des Heims. Das erinnert in seiner leicht lächerlichen Aufwendigkeit aufs Schönste an die unbedingt sehenswerte Agentenfilm-Parodie "Top Secret" aus dem Jahr 1984 mit Val Kilmer in seiner unterhaltsamsten Rolle.
Zweite schönste Szene: Fellner und Eisner spielen mit zwei Bewohnern des Heims Karten, um Informationen über den Toten aus ihnen herauszukitzeln. Das wird dann zur Wiener Antwort auf eine Mischung aus der zentralen Szene aus James Bonds "Casino Royale" und Loriots berühmter Skat-Runde.
Dritte schönste Szene: Moritz Eisner trifft in diesem Seniorenheim seine alte Liebe Sandra (wie fast alle Damen und Herren in diesem Heim wahnsinnig telegen: Martina Spitzer) wieder und ist darüber ganz schrecklich verlegen.

Der Wiener "Tatort: Der Elektriker" (Buch: Roland Hablesreiter, Petra Ladinigg, Regie: Harald Sicheritz) besteht aus vielen so schönen Momenten und ist durchzogen von diesem wunderbaren Wien-Sound - allein Eisners genervtes "Bitte!"!
Wendungsreiches Finale
Viele Themen werden angerissen, laufen aber zunächst sehr im Hintergrund ab: Jugoslawienkrieg, Pflegenotstand, Altern. Der Krieg kommt dem Zuschauer dann aber noch schmerzhaft, das Altern herzhaft nahe.

Richtig spannend ist die Suche nach dem Täter lange nicht. Das wendungsreiche Finale macht das aber wieder wett. Etwas zu häufig herumgeritten wird auf der Tatsache, dass der arme Eisner, um die Todesumstände zu erfassen, sich in einen Badelift einhängen lassen muss. Das ist eigentlich gar nicht so lustig, aber immer wieder mokieren sich Bibi Fellner und beider Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer) darüber. Gerade, als man sich denkt: Wenn das noch mal kommt, schalte ich aber aus - da kommt es nicht mehr. Na gut.

Eine Erkenntnis aus diesem "Tatort": Es gibt auch Gutes am Alter. Wenn einem nämlich die Umgebung zu laut ist, zieht man einfach das Hörgerät ab und hat wieder seine Ruhe. Die Routine, mit der ein paar Heimbewohner diese Bewegung bei einem Feueralarm ausführen, ist großartig.

Muss man noch erwähnen, dass auch das überragende Duo Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer demnächst aufhört? Das ist sehr, sehr schade.
- Themen:





