Die große Menschenjagd
Blutdurchtränkt gibt sich der vierte Fall des Münchner Krimi-Autors Oliver Bottini
Ein Jugendlicher, der seinen gewalttätigen Vater töten will, aber zu feige dazu ist. Eddie fühlt sich nur stark, wenn er auf anderen rumhacken kann. Genau wie sein Vater. Aber der überlebt das Gehacke – im Gegensatz zu Eddie.
Der Prolog von Oliver Bottinis neuem Krimi „Jäger in der Nacht“ führt mitten hinein in den Fall – komprimiert auf gut 20 Seiten. Die brutalen Schilderungen schockieren und fesseln zugleich. Nach und nach werden das gesamte Ausmaß und die Komplexität des Verbrechens deutlich. Louise Boni, Hauptkommissarin der Kripo Freiburg, hat alle Hände voll zu tun. Und das ausgerechnet jetzt, wo sie endlich wieder ein Privatleben hat. Neues Auto, neue Wohnung, neuer Mann.
Perfekt getimt
Pointiert, ohne ein Wort zuviel zu verwenden, malt Oliver Bottini ein wirkungsvolles Bild nach dem anderen. Das Rauschen des Rheins ist förmlich zu hören, das vermodernde Unterholz zu riechen. Halbsätze reichen Bottini, um eindringliche Atmosphären zu schaffen und detaillierte Charaktere zu zeichnen. Geschickt hält der Autor die Balance zwischen Spannung und Tempo. Immer im richtigen Moment bremst Bottini und lässt dem Ermittlungsteam sowie dem Leser kurz Zeit zum Durchatmen – bis zur nächsten Leiche.
Die Studentin Nadine wird vermisst. Eddie ist tot. Dietmar Haberle, ein wohlhabender Familienvater ebenfalls. Der eine ertränkt, der andere brutal erstochen. Die Morde hängen zusammen, ist sich Louise Boni sicher. Plötzlich hat sie einen furchtbaren Verdacht. Die eigenwillige Kommissarin ist im Vergleich zu früher zwar ruhiger und kooperativer geworden, mit den Dienstvorschriften nimmt sie es aber immer noch nicht so genau. Dafür hat sie in ihrem vierten Fall aber auch wirklich keine Zeit. Nadine lebt noch. Übel zugerichtet – und nirgends sicher vor den grausamen Menschenjägern.
Susanne Alder
Oliver Bottini: „Jäger in der Nacht“ (Scherz, 336 Seiten, 14.95 Euro)
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