Die fast geheime Wiederkehr des Tom Cruise
Der Auftritt war top secret: Nicht im Trailer, nicht im Abspann und auch nicht auf den Film-Fotos ist Tom Cruise zu sehen. Dennoch ist der Schauspieler der heimliche Star von Ben Stillers Komödie «Tropic Thunder». Mit Video.
Es ist nur ein kleiner Auftritt, aber er bringt die US-Kritiker zum Schwärmen: In seiner Cameo-Rolle als cholerischer Filmproduzent ist Tom Cruise in Ben Stillers «Tropic Thunder» zwar optisch kaum zu erkennen, aber dafür offenbar umso witziger. «Wieder einmal hat es Cruise geschafft, unsere Wahrnehmung von ihm selbst völlig auf den Kopf zu stellen», schwärmt etwa Kolumnist Roger Friedman online auf Fox News über Cruises Nebenrolle. Und er fragt weiter: Könnte es gar sein, dass Tom Cruise Spaß versteht, über sich selbst lachen kann oder gar über Selbstironie verfügt? «Können wir ihn vielleicht sogar wieder lieben, ohne uns dabei zu ängstigen?», schreibt der Autor weiter und spielt damit offenbar auf Cruises zuletzt reichlich ramponiertes Image in der US-Medienwelt an.
Der Travolta-Trick
Scientology, der «Sofa-Hopser» bei Oprah Winfrey, die schlagzeilenträchtige Beziehung mit Ehefrau Katie Holmes - all das tritt nun in den Hintergrund. Erstmals seit Monaten wird Cruise in den US-Medien mit «Tropic Thunder» wieder als das diskutiert, was er ist - ein begabter Schauspieler. Mission gelungen: Schon jetzt also hat sich der nur minutenlange Auftritt für den US-Star offenbar gelohnt. Regisseur Ben Stiller, der - ebenso wie die Filmfirma - monatelang ein Geheimnis um seinen Gaststar gemacht hat, lobt seinen Kollegen nun, knapp eine Woche vor dem offiziellen Filmstart in den USA, über den grünen Klee. Cruise habe sich seine Rolle, einen fetten, kahlköpfigen, jähzornigen Filmboss nicht nur selbst ausgedacht, sondern die Rolle bis ins letzte Detail auch ausgestaltet. So trägt Cruise - auf einem im Netz kursierenden Foto gut sichtbar - einen künstlichen Fettbauch, Halbglatze, Brusttoupet und hat sich sogar die Hände künstlich zu Pranken vergrößern lassen. Seine Figur namens Les Grossman überzeugt zudem durch einen kleinen Tick: er ist Hip-Hop-Fan und legt gelegentliche Tanzeinlagen hin. Ein Kunstgriff, so einige US-Kritiker voller Ehrfurcht, mit dem schon Quentin Tarantino in «Pulp Fiction» die schwächelnden Kinokarriere von John Travolta wiederbelebt habe.
Das Problem «Walküre»
«Tropic Thunder», eine Komödie rund um ein Hollywood-Filmteam, das einen Kriegsfilm drehen will, dann aber in echte Kriegshandlungen verwickelt wird, startet am 14. August in den USA. Cruises Undercover-Auftritt war lange eines der bestgehütetesten Geheimnisse der an Stars und Gaststars reichen Produktion. Neben Stiller sind unter anderem Jack Black und Robert Downey Jr. zu sehen. Anders Cruise: Er taucht weder im Trailer auf, noch auf der offiziellen Website, auch im Abspann wird sein Name nicht genannt. Als Ende 2007 besagtes Foto von den Dreharbeiten mit dem mit einem «Fett-Anzug» bekleideten, kahlköpfigen Cruise im Netz auftauchte, brachte die Filmfirma Paramount sofort ihre Rechtsanwälte in Stellung. Die Aufnahme verschwand, nun ist sie an einigen Stellen wieder zu sehen, begleitet von ausnahmslos positiven Kritiken. Gut für Cruise also, wäre da nicht noch ein kleines Problem im Hintergrund: «Wird »Tropic Thunder« Cruises Karriere retten?», fragt etwa Roger Friedman am Ende seiner Betrachtung und gibt eine wenig hoffnungsvolle Prognose ab: «Schwer zu sagen, denn »Walküre« ist ihm hart auf den Fersen.» Das Historiendrama, in dem Cruise Claus Schenk Graf zu Stauffenberg spielt, gilt in den USA schon lange von dem Filmstart als kapitaler Flop. «Walküre» startet im Frühjahr 2009.(nz) Dt. Trailer zu Tropic Thunder bei You Tube