Die Aphrodite des Pop

Halb nackte Tänzer, ein überdimensionaler Pantheon und ganz viel Liebe: Kylie Minogue bot in München das komplette Kitschprogramm.
Melanie Dörschel |
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Halb nackte, halb in griechische Gewänder gehüllte Tänzer, ein überdimensionaler Pantheon und ganz viel Liebe: Kylie Minogue bot in der Münchner Olympiahalle das komplette Kitschprogramm

München - Es muss schon irgendwie hart sein zur Zeit, wenn man eine Popblondine, aber nicht Lady GaGa ist. Denn die exzentrische Diva ist nicht nur überall, sie ist überall die Nummer eins. Jemand wie Kylie Minogue, die vor einigen Jahren – also zu Zeiten von "I just can't get you out of my head" – selbst noch englische Queen aller Discos war, schmerzt das sicher besonders. Deshalb konnte es für ihre Europa-Tournee nur ein Motto geben: mehr ist mehr.

Bilder: So sexy ist die Aphrodite-Show

 

Halb nackte, halb in griechische Gewänder gehüllte Tänzer, ein überdimensionaler Pantheon und ganz viel Liebe: Die zierliche Australierin bot in der Münchner Olympiahalle das komplette Kitschprogramm und entführte ihr Publikum in eine Art musikalischen "Mittsommernachtstraum". Was als Konzert angekündigt war, entpuppte sich als zweistündiges Varieté einer unermüdlichen Perfektionistin.

Und vermutlich lag darin das Problem. Kylie gab sich so große Mühe, alles eine Spur besser zu machen, als erwartet, dass der Funke einfach nicht richtig überspringen wollte. Zu distanziert wirkte sie, zu choreografiert ihre Performance. Jede Handbewegung, jeder Blick schien vorm Spiegel einstudiert – kaum einen spontanen Moment ließ die 42-Jährige zu.

Dafür zauberte sie ein optisches Highlight nach dem nächsten aus ihrer Bühnengrotte. Mal ließ sie sich von vier gutgebauten Sklaven im goldenen Wagen über den Laufsteg ziehen, mal schwebte sie auf einem ebenso stattlichen Engel sitzend über die Köpfe der Zuschauer. Ihre Outfits, immer passend zum Thema "Aphrodite – Les Folies", wechselte sie spätestens nach jedem vierten oder fünften Song.

Ob im glänzenden Harnisch und mit Federflügeln wie ein weiblicher Hermes oder als laszive Haremsdame, ob im schwarzen Reifrock und mit Zirkushütchen oder als glitzernder Sternenengel – Kylie inszenierte sich als Teil eines Gesamtkunstwerks.

Dass sie nicht umsonst als Schwulenikone gefeiert wird, bewiesen die aufwändigen Videoinstallationen im Hintergrund: in Szene gesetzte Männerkörper in allen erdenklichen Positionen. Erst ganz zum Schluss, als das opulente Spektakel schon fast vorbei war, blitzte endlich das Showgirl durch. Da holte Kylie plötzlich einen Fan auf die Bühne, erfüllte der jungen Frau a capella ihren Musikwunsch und heizte mit dem Eurythmics-Hit "There must be an angel" die Stimmung an. Als sie dann auch noch im Studio 54-Look – Jeans-Hotpants und orangefarbene Kunstpelz-Weste – auf die Menge zuwirbelte, wurde aber gleichzeitig umso deutlicher, wie großartig der Abend eigentlich hätte sein können.

Wirklich schade, denn dass Kylie nach wie vor zu den Großen zählt, war trotzdem in jeder Sekunde zu sehen: Mit ihrer glasklaren Stimme hatte die Sängerin die Halle voll im Griff – mal abgesehen davon, dass sie auf 1,53 Meter mehr Charisma und Ausstrahlung vereint als die DSDS-Kandidaten zusammen. Und was soll's, es muss ja auch nicht jeder Star gaga sein.

 

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