Deutschland sucht den Superlehrer
In einer neuen Sat1-Show "Die Superlehrer" müssen sich hoffnungslos überforderte Pauker mit Problemkindern herumschlagen. Ziel: keine Superstarkarriere, sondern ein Hauptschulabschluss
Gegen diese Berliner Klasse wirkt selbst die berüchtigte Rütli-Schule wie das Nachtstudio mit Volker Panzer: "Ich schneid dir die Kehle durch, du Opfer", droht ein Schüler seinem Tischnachbarn. "Du Fotzensohn", pöbelt Dilara (oder so ähnlich) den 61-jährigen Mathematiklehrer an. Und ergänzt: "Bastard!" Szenen aus der neuen Reality-Show "Die Superlehrer" (Sat1), in der sich Pauker mit Problemkindern herumschlagen müssen, wobei das schlagen fast wörtlich zu nehmen ist.
Das Ziel ist dabei vergleichsweise niedrig gesteckt: keine Superstarkarriere wird angestrebt, sondern ein Hauptschulabschluss. Schwer genug, wirft man einen Blick auf die 16 Aspiranten, die öffentlichkeitswirksam als "hoffnungslose Fälle" dar- und bloßgestellt werden. Zumal die angeblichen Superlehrer in der ersten Folge hoffnungslos überfordert scheinen, in ihrer geschraubten Sprechweise ("Hier wurde eine Toleranzgrenze überschritten, Harun") völllig an den Jugendlichen vorbeireden und pausenlos mit den Tränen kämpfen.
Pseudo-Lebenshilfe für Sevcan und Florian
Orchestriert wird das Ganze wenig originell mit Pink Floyd: Die Songzeile "We don't need no education" läuft als Endlosschleife in nahezu jeder Einstellung. Soll sich jemand entschuldigen, ertönt "Apologize". Gähn. Wachgerüttelt wird man dafür von schockierenden Vorgängen im Klassenzimmer, die, man muss es leider sagen, nicht gestellt, sondern einigermaßen realistisch wirken.
Immerhin 1,42 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer sahen zu, wie Pädagogen mit ihrem Latein am Ende sind, wenn ihre Schützlinge nicht mal einfachste deutsche Sätze hervorbringen, egal ob sie Sevcan oder Florian heißen. Wie es nach den 14 Wochen Unterricht weitergeht, dürfte den zurzeit auf Pseudo-Lebenshilfe spezialisierten Privatsendern ohnehin egal sein. Klappt's mit dem Hauptschulabschluss nicht, warten ja schon die Schuldner-Berater und Casting-Shows auf frische Ware.
Timo Lokoschat
- Themen: