Der Weltretter
"Ich hab’ jetzt gerade keine Zeit”, „Im Moment geht’s leider nicht”. Für faule Ausreden finden sich viele banale Sprüche. Wer heute aber richtig angesagt sein will, der behauptet einfach „Ich muss nur noch kurz die Welt retten.” Das macht den Vorwand zwar nicht weniger fadenscheinig, aber immerhin beweist man damit Chartskenntnis.
Denn mit dem Song gelang Tim Bendzko ein überraschender Sommerhit. Der Titel des Berliners klettert seit Wochen die Popcharts hoch, so dass sogar die derzeitige Dancefloor-Königin Alexandra Stan mit ihrem „Saxobeat” um ihre Poleposition fürchten muss.
Der Erfolg überrascht den 26-jährigen Künstler, der mit seinem Wuschelkopf ein bisschen aussieht wie Matthias Schweighöfer und mit seinem Soul-Pop an Xavier Naidoo oder Philipp Poisel erinnert: „Ich habe keine Erklärung dafür. Aber das Schöne ist, dass der Erfolg nicht von außen mit viel Promotion gesteuert wurde. Das ist ganz von alleine passiert. Es sollte nur nicht bei einem Hit bleiben.”
Die Sprache der Jugend hat Bendzko aber anscheinend getroffen. „Jedes Wort zeigt Liebe zur Musik und zum Leben in all seinen Facetten” ist da noch eines der weniger euphorischen Fan-Statements.
Den stereotypen Musiker-Weg ist Bendzko nicht gegangen. Er sang weder in einer lässigen Schülerband, noch hat er sich in einer glattgebügelten Castingshow verheizen lassen. Überhaupt ist es eine große Überraschung, dass Bendzko sich jetzt als Sänger profiliert, und beim Bundesvision-Songcontest am 29. September Berlin vertritt.
Denn lange sah es so aus, als würde Bendzko eine Karriere als Profikicker anstreben. Im Sportgymnasium des 1. FC Union Berlin ließ er sich ausbilden, trainierte in dieser Zeit aber lieber mit seinen Stimmbändern als mit Bällen. Danach studierte er noch kurz Evangelische Theologie, bis er die Liebe zum Gesang nicht mehr zügeln konnte.
Jetzt will Bendzko sein Album „Wenn Worte meine Sprache wären” am 14. November in München vorstellen, das Konzert im 59:1 ist ausverkauft. „Aber 2012 komme ich wieder”, verspricht der Überflieger. Das Thema München entlockt ihm sogar einmal ein hartes Urteil: Zu „geschniegelt findet Bendzko die Stadt. Aber das kann sich ja noch ändern.
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