Der Tiger im Tank treibt die Dramatik auf die Spitze

Eine furiose Händel-Aufnahme von "Il giardino armonico" unter Giovanni Antonini
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Eine furiose Händel-Aufnahme von "Il giardino armonico" unter Giovanni Antonini

Wahrscheinlich hat Giovanni Antonini den alten Motor seines Tour-Omnibus durch wildes Dauer-Vollgas übertourt. Oder der Tiger ist aus dem Tank gesprungen und hat sich im Getriebe oder den Reifen verbissen.

Man hört die Musiker von „Il giardino armonico“ heftig schnaufen, wenn sie die zwölf Concerti grossi op. 6 herunterhetzen. Wer sich noch an die gute alte Zeit erinnert, in der diese Stücke vor einer Bruckner-Symphonie mit vergleichbar getragenen Zeremoniell dargeboten wurden, kriegt einen Schwinger nach dem anderen in die Magengrube. Die Streicher knallen, als habe Beethoven mehr als nur einen wütenden Groschen verloren.

Aber Antonini ist Italiener. Er bleibt elegant, auch wenn er mit fuchtelnden Händen Händels opernhafte Dramatik auf die Spitze treibt oder im hektisch Armani-Anzug die volksmusikalischen Wurzeln einer Polonaise hervorscharrt. Händels oft genug zur Hintergrundmusik degradierte Instrumentalwerke werden hier blutig ernst genommen. Im harmonischen Garten lauert zwar der Messerwerfer, aber der Dschungel blüht in ungeahnter Pracht.

RBR

Twelve Concerti op. 6, Il giardino armonico, 3 CDs, Decca

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