Der Teufel steckt im Detail

Audio von Carbonatix
Sing, Tenor, oder stirb!”, heißt es beim „Trinklied vom Jammer der Erde”. Der Sänger wird ins tosende Orchester geworfen und muss rotgesichtig nach Luft japsen. Schön klingt dieser Überlebenskampf in Konzerten nie, und nur wenige Sänger erreichen kaum ein Remis gegen das Orchester mit technischem K.O. für den Ausdruck.
Immerhin: Ben Heppner drang im Herkulessaal durch. Von der schmerzlichen Emphase und dem überschwänglichen „Trotzdem!” im Angesicht des Todes war nichts zu spüren. Auch die Mezzosopranistin Christianne Stotijn enttäuschte in Mahlers „Lied von der Erde”, weil die erzählenden Passagen im „Abschied” nach einer Stimme mit dunkler Alt-Charakteristik verlangen und die Schlichtheit durch ein schnelles Vibrato eingetrübt wurde. Die wenigen emphatischen Stellen gelangen ihr jedoch gut.
Bei diesem Mahler steckt der Teufel im Detail, wie schon die Münchner Philharmoniker in der vergangenen Woche erfahren mussten. Die Aufführung des BR-Symphonieorchesters war zwar technisch eine Klasse besser, aber leider gelang es dem für Riccardo Chailly eingesprungenen Eliahu Inbal nicht, Leises wie „Der Einsame im Herbst” angemessen zu dämpfen. Und es ist auch kein gutes Zeichen, wenn sich die ausdrücklich mit „Roh” überschiebene Passage in „Von der Schönheit” vom Rest kaum abhebt. Recht handfest und nicht wirklich bewegend kam auch der Schluss mit dem siebenfachen „Ewig” daher.
Immerhin wurde vor der Pause Schönbergs „Verklärte Nacht” einmal nicht als Streicher-Etüde, sondern mit Blick auf den dramatischen Inhalt erzählt. Aber auch diese Aufführung wirkte mehr handfest routiniert, statt inspiriert. Schade.