Der neue Frauensender Sixx: Für charmante Zicken
Im Mai startet mit Sixx ein neuer Frauensender der ProSiebenSat1-Gruppe. Die Münchner Chefin Katja Hofem-Best spricht sogar von einer „Senderin“ und lockt mit Serienkost und Kuschelei
Die meisten Free-TV-Sender bedienen hauptsächlich die weibliche Zielgruppe“, sagte Katja Hofem-Best noch im AZ-Interview vor knapp eineinhalb Jahren. Damals war sie Geschäftsführerin des Männersenders Dmax und fand das Fernsehen viel zu weiblich. Heute sieht die 39-Jährige das anders.
„Klar, es gibt viel frauenaffines Programm“, sagt sie. „Aber keinen Sender, der sich komplett der Frau verschreibt.“ Am 7. Mai startet Hofem-Best den neuen Frauensender Sixx. Die Münchnerin spricht lieber gleich von einer „Senderin“, die digital frei empfangbar ist und zur ProSiebenSat1-Gruppe gehört. Neu ist die Idee nicht. 1993 ging Tm3 auf Sendung, 2001 wurde daraus 9Live.
„Frauen haben einen großen Anspruch ans Programm, an Qualität und Inhalt, und das hat mich gereizt.“ Fernsehen für Männer dagegen sei sehr simpel, meint Hofem-Best. „Am besten, es explodiert etwas, und schon hat man sie vor dem Fernseher.“
Eine „charming bitch“ sei die TV-Konsumentin zwischen 20 und 39 Jahren auf Marketing-Deutsch – „eine Frau, die zickig ist, aber immer charmant dabei“. Und der setzt Hofem-Best in der Hauptsache Serienkost vor. Montags und donnerstags laufen zur Hauptsendzeit fünf Serien am Stück, darunter „Gossip Girl“ und „Lipstick Jungle“, am Sonntag sind es noch mal sechs („Ugly Betty“, „Rescue Me“). Man sei aber kein Abspielsender, schließlich habe man über 400 Minuten Erstausstrahlungen im ersten Jahr im Programm.
Den Mittwoch ruft Sixx zum Kuschelabend aus: Mit Blockbustern und TV-Filmen will Hofem-Best Männer und Frauen gemeinsam locken. Mittwochs läuft die Champions League, das weiß auch sie. An dem Abend laufen beim Schwestersender ProSieben aber „Desperate Housewives“ und „Vampire Diaries“, und man will sich keine Konkurrenz machen. Am Ende des ersten Jahres soll der Sender einen Marktanteil in der Zielgruppe um ein Prozent erreichen, bei den Frauen sollte er etwas höher sein.
Werbeunterbrechungen gibt es bei Sixx nicht. Die Spots laufen ausschließlich zwischen zwei Programmen. Dazu gibt es Sponsoring und Promo-Sendungen wie man sie aus dem Umfeld von „Germany’s Next Topmodel“ kennt. Die erste Staffel von Klums Modelsuche zeigt der Sender freitags ab 22.10 Uhr.
Die Zuschauerin, an die sich Sixx wendet, ist „selbewusst, smart, clever“. Smarte Frauen mit intellektuellem Anspruch haben es bei Sixx allerdings schwer: hier gibt es keine Kultur und keine Politik. Frauen, die es anspruchsvoller mögen, empfiehlt die Senderchefin die „Oprah Winfrey Show“, die Sixx im Original mit Untertiteln zeigt. Außerdem sind ein Star- und ein Reisemagazin am Start, es gibt Konzerte und zwei Reportagereihen, und vormittags Teleshopping. „Frauen wollen immer ganz viele Rollen perfekt ausfüllen“, erklärt Hofem-Best. Wir sagen ihnen: „Komm mal runter, entspann dich, hier kannst du mal sein so wie du bist.“
Ursprünglich sollte der neue Frauensender Fem-TV heißen. Doch das klang den Machern zu sehr nach Feminismus. „Wir wollten nicht, dass man das Gefühl hat, Alice Schwarzer kommt gleich um die Ecke“, so Hofem-Best. Wäre der Sender eine Frau, dann wäre es eine wie Sienna Miller, meint sie. Der heute wieder mit Jude Law liierte Star sei ein It-Girl, aber extrem natürlich. „Und eben auch nicht immer perfekt“, so Hofem-Best.
Angelika Kahl
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