Der Mörder ist zurück
Fritz Langs legendärer Film "M- Eine Stadt sucht einen Möder" kehrt als Graphic Novel zurück.
Als Monumentalwerk des deutschen Films gilt Fritz Langs „M - Eine Stadt sucht einen Mörder“. 1931, also am Vorabend der NS-Machtergreifung, erstrahlte das Werk die Leinwänden der deutschen Lichtspielhäuser. Knapp 80 Jahre später kehrt der Kindsmörder (im Film einst epochal von Peter Lorre verkörpert) zurück. Doch diesmal als Figur eines Comics. Der Zeichner Jon J. Muth hat den Stoff in einem gleichnamigen Graphic Novel verarbeitet. Mehr noch: Er hat ein Remake erschaffen.
Wie im Film, so sind es auch im Comic dunkle Bilderwelten, durch die Berlins Bewohner den unbekannten Mörder jagen. Jenen Mann, der ihre Kinder entführt und tötet. Der eine ganze Stadt in Angst und Hysterie versetzt. Bis ihn erst die Polizei und dann die Unterwelt jagen und zur Strecke bringen.
Muths Ästhetik ist eine Verneigung vor Langs Filmvorlage. Zwei Jahre arbeitete der Künstler in den 90er Jahren an seinem Remake. Fritz Lang genügten für das Original sechs Wochen. Die Illustrationen des Comics erinnern an alte Fotografien, an diffuse Fundstücke, die mit ihrer Unschärfe und Sepia-Färbung eine Aura des Geheimnisvollen evozieren.
Wie ein Filmregisseur näherte sich Muth dem Thema. Für das Artwork fotografierte er Freunde und Fremde, als Set diente ihm seine Heimatstadt Cincinnati. Mit Graphit, Silberstift und Ölfarben verfremdete er schließlich die Bilder, modellierte eine unverwechselbare Ästhetik. Und trotz – oder vielleicht gerade wegen - der weitgehenden Detailtreue zum Film atmet Muths Remake eine ganz eigene düstere Poesie.
Der New Yorker Künstler machte sich mit Batman Comics und Kinderbüchern einen Namen, bevor er sich an dem Remake von „M“ versuchte. Erst jetzt erscheint sein Graphic Novel auf Deutsch. Es ist mehr als nur eine Würdigung des Originals.
Reinhard Keck
Jon J. Muth: M – Eine Stadt sucht einen Mörder. Hardcover, vierfarbig, 192 Seiten, 25 Euro, Verlag Cross Cult.