Der deutsche Empfang ist der Party-Hit
Warum Kulturstaatsminister Neumann beim Empfang des German Film in Cannes in ein tiefes Fettnäpfchen tritt - und warum sich Angelina Jolie von ihrer Mutterrolle lösen musste.
Da steht er im Edelanzug und spricht frei auf der Terrasse der Villa in den Bergen über Cannes, der glitzernden Stadt, und landet einen unfreiwilligen Lacher, als er auf Deutschlands Cinéasten- Liebling zu sprechen kommt, der heuer Jurypräsident der Reihe „Un Certain Regard“ ist.
Im Überschwang macht Kulturstaatsminister Bernd Neumann aus Fatih Akin nämlich „Atich Fackin“. Aber nicht nur die 1000 deutschen Gäste sind amüsiert, auch ein britischer Kritiker- Kollege fühlt sich durch den Namensklang zum Kalauer- Kompliment verleitet, Mister Neumann habe „fucking“ Recht, denn Akin sei nun Mal ein „fuckin’“ guter Regisseur.
Mittlerweile ist es eine der begehrtesten Partys in Cannes, der Empfang von German Films in der Villa mit dem verruchten Namen Babylone. Wenders und Schlöndorff sind auch da, und Kulturstaatsminister Neumann hat sich mit europäischen Kollegen getroffen, um festzustellen, dass es dem europäischen Kino gut geht mit einem Marktanteil von knapp 30 Prozent. Und dass seit Jahrzehnten der deutsche Film nicht mehr so stark in Cannes vertreten gewesen sei wie heuer. Wim Wenders’ „Palermo Shooting“ wird erst am Wochenende im Wettbewerb gezeigt, in dessen Jury Alexandra Maria Lara sitzt.
Die Königin der Herzen ist aber Angelina Jolie, die jetzt – nach „Kung Fu Panda“ – ihren zweiten Auftritt am roten Tepppich hat. Denn in Clint Eastwoods Wettbewerbsbeitrag „Changeling“ nach einer wahren Geschichte spielt sie eine Frau, die in den späten 20er Jahren gegen die korrupte Polizei- und Politik-Mafia von Los Angeles kämpft, um die Wahrheit über ihren entführten Sohn herauszufinden.
„Für diese Rolle musste ich mich von mir als heutige Mutter lösen“, sagte Jolie. Und: „Diese Frau wagte als Alleinerziehende viel in dieser männerdominierten Zeit.“ Der Film ist spannend, aber er berührt nicht, ist etwas zu kitschig für die grausame Geschichte. Und Jolies Glamour überstrahlt zu stark die Rolle als Telefonistin. So ist Eastwood hier diesmal zwar nicht Palmenfavorit, aber er sagt: „Wer nicht wagt, am Wettbewerb teilzunehmen, spielt ein fades Spiel.“
Adrian Prechtel
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