Das Verbrechen ist zweitrangig
Simone Thomalla ermittelt mit Martin Wuttke in ihrem zweiten „Tatort“. Das Polizisten-Ehepaar hat wenig Zeit für den eigentlichen Fall. Zu sehr steht nicht das Verbrechen sondern ihre eigene private Vergangenheit im Vordergrund.
Wenn man die beiden so sieht, würde man nicht auf die Idee kommen, dass sie einmal etwas miteinander hatten.
Ende Mai gaben Simone Thomalla und Martin Wuttke ihren Einstand als Leipziger „Tatort"-Team. Sie spielen das Polizisten-Ehepaar Eva Saalfeld und Andreas Keppler, das sich vor zehn Jahren getrennt hat und nun wieder zusammenarbeiten soll. In „Todesstrafe“ hatten die Ermittler aber recht wenig Zeit für den Fall – lieber beschäftigten sie sich mit sich selbst und ihrer Vergangenheit. Und auch im zweiten Krimi, „Ausweglos“, den das Erste am Sonntag zeigt, steht das Verbrechen nicht immer im Vordergrund.
Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden. Kurz vor ihrem Tod hatte das Opfer ein Kind zur Welt gebracht, doch das Baby ist spurlos verschwunden. Eine vezweilfte Suche beginnt, bei der das Kommissaren-Duo auch von der eigenen bitteren Vergangenheit eingeholt wird.
Ein ganz anderer Typ
Dass Wuttke so ein ganz anderer Typ ist als sie selbst, findet Thomalla, Freundin von Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer, gerade reizvoll. „Ich finde diese Entscheidung auch sehr mutig, einmal nicht auf diese typischen Klischeepaare zu setzen: Dunkle Frau, blonder hübscher Mann dazu und so weiter“, sagt die 43-Jährige. Sie selbst sei gemeinsam mit dem MDR auf Männersuche gegangen, viele Castings wurden durchgeführt. „Am Ende ist die Wahl auf Martin Wuttke gefallen. Nicht, weil die anderen schlecht waren, sondern weil es in dieser Konstellation irgendwie besonders geknistert hat.“
Simone Thomalla als neue Leipziger „Tatort“-Kommissarin? Zunächst klang das irgendwie recht unpassend. Doch sie kann in ihrer Rolle als selbstbewusste Polizistin überzeugen. Dazu ist die an der Ost-Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ ausgebildete Schauspielerin tatsächlich gebürtige Leipzigerin. Auch wenn sie nur ihre ersten Lebensmonate in der Stadt verbrachte, sei Leipzig eine Art zweite Heimat für sie, sagt Thomalla. „Wir waren fast jedes Wochenende bei der Oma.“
Einziges Ex-Ehepaar im „Tatort“
Bereits vor zwei Jahren kam der MDR auf die Schauspielerin zu. „Damals dachte ich: Komisch, wenn man im ,Tatort’ mitspielen soll, wird man doch normalerweise über die Agentur angefragt“, sagt sie. „Damals wusste ich noch nicht, dass es um die Rolle der Kommissarin ging.“ Doch jetzt ermittelt sie gemeinsam mit Wuttke als einziges Ex-Ehepaar in der Geschichte des „Tatorts“. „Uns verbindet eine gemeinsame, schmerzvolle Vergangenheit miteinander“, sagt Thomalla. „Diese Zeit wird deshalb bei uns auch immer eine Rolle spielen. Sie nach und nach zu enttarnen, ist ebenfalls ein großes Potenzial, mit dem wir beim Leipziger Paar immer wieder spielen werden.“
Obwohl in Leipzig geboren, Dialekt spricht Thomalla im „Tatort“ nicht. „Es liegt nicht in meiner Macht, ob ich als sächselnde oder hochdeutsch sprechende Kommissarin durch die Straßen Leipzigs ziehe“, sagt sie. „Fest steht: Ich hätte die Rolle sächselnd spielen können, wenn man es so gewollt hätte. Viel entscheidender ist aber letzten Endes die Qualität der Geschichten.“
Angelika Kahl
Der MDR-Tatort „Ausweglos“ läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten
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