Das Rezept zur Unsterblichkeit
Gärtnerplatz-Hausherr Ulrich Peters’ inszenierte „Die Sache Makropoulos“ von Leos Janácek
Ein Krimi? Eine Komödie? Ein Gruselstück? Im virtuosen Slalom schlängeln sich Karel Capek (Buch) und Leos Janacek durch alle Genres. Es gibt keine Arien und Duette. Die Musik begnügt sich damit, die Kommunikation zwischen den Personen zu untermalen, gelegentlich reichlich übertrieben, denn die dramatischen Zuspitzungen der Handlung halten sich in Grenzen: Die gefeierte Prager Sängerin Emilia Marty musste vor mehr als 300 Jahren einen Zaubertrank schlucken, den ihr Vater Hieronymus Makropoulos gemixt hatte und der ihr Unsterblichkeit verleiht. Seither versucht sie, in den Besitz des Rezepts zu gelangen.
Als sie es endlich in Händen hält, beschließt sie, zu sterben. Denn das Lebenselixier, von den Autoren „Die Sache Makropoulos" genannt, hat sie gefühllos und zynisch werden lassen. Unsterblichkeit, ein verhängnisvoller Irrtum – auch ohne Janaceks Oper hat sich das herumgesprochen.
Auf szenische Extravaganzen wurde verzichtet
Es war kein Fehler, dass sich Gärtnerplatz-Hausherr und Regisseur Ulrich Peters ausschließlich am Text orientierte und auf szenische Extravaganzen verzichtete. Das Unspektakuläre der Handlung – Emilia Marty mischt sich in einen Erbstreit ein, um an das ersehnte Dokument zu gelangen – entwickelte sich stets spannend. Dieter Richters Bühnenraum bedient sich wechselnder Projektionen, bei deren Betrachten sich der Opernstar an frühere Identitäten zu erinnern scheint.
Elaine Ortiz Arandes als Emilia Marty war stets Mittelpunkt: berührend, aber auch abstoßend, dennoch eine tragische Gestalt, fähig, Mitleid zu erregen. Stimmlich meisterte sie die Schwierigkeiten der Partie mit zunehmender Souveränität. Um sie herum ein Ensemble von Kompetenz: Tilman Unger, John Pickering, Thérèse Wincent, Gary Martin, Robert Sellier, Stefan Sevenich und Fred Silla-Silhanek fügten sich engagiert dem rigoros zupackenden Temperament des Dirigenten David Stahl.
Die im Vorfeld viel gepriesenen Kostüme des Designer-Teams Talbot & Runhof kombinierten die Farben beige und grün. Das war zwar nicht spielentscheidend, sah aber hübsch aus und mag den Premierenjubel zusätzlich angestachelt haben.
Volker Boser
Wieder heute und am 1., 8., 20., 28. April. Karten: Tel. 2185 1960
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