Das rettende Isotop

Heute erscheint „Limit“, der neue Roman von Bestseller-Autor Frank Schätzing. 320 000 Exemplare sind bereits vorbestellt. Worum geht es?
von  Abendzeitung

Heute erscheint „Limit“, der neue Roman von Bestseller-Autor Frank Schätzing. 320 000 Exemplare sind bereits vorbestellt. Worum geht es?

Ob ein Roman gut, ein Thriller fesselnd ist – das ist in den meisten Fällen eine Geschmacksfrage. Objektiv messbar ist der kommerzielle Erfolg. Und bei dem geht das heute erscheinende Werk „Limit“ tatsächlich an die Grenze: 400000 Exemplare wurden für die Startauflage gedruckt – einmalig in der deutschen Belletristik. Und 320 000 Stück wurden bereits vorbestellt. Autor Frank Schätzing wird seinem Ruf als Bestseller-Autor wieder einmal gerecht.

Fünf Jahre hat sich der Kölner seit seinem Millionen-Seller „Der Schwarm“ Zeit gelassen, sich auf einen neuen Stoff zu stürzen. Atemlose Spannung auf 1000 Seiten war das damals, als das Meer außer Rand und Band gerät, ein mysteriöser „Schwarm“ beinahe der Menschheit den Garaus macht. Fünf Jahre, in denen der umtriebige Inhaber einer Werbeagentur mit ansah, wie sein Thriller in 27 Sprachen übersetzt wurde, und er persönlich nach Hollywood pilgerte, um einen Produzenten für die Verfilmung des gewaltigen Stoffes zu finden – und ihn in Uma Thurman fand. Offen ist nur noch der Drehbeginn.

In der Zukunft

Fünf Jahre, in denen der Stoff für ein neues Werk reifte. Denn als sich der erste Rummel um „Der Schwarm“ gerade legte, fand Schätzing die Keimzelle für „Limit“: Eine Meldung in einem Wissenschaftsmagazin über Helium3, einem sehr seltenen, sehr wertvollen Isotop des bekannten Edelgases. Um diesen Stoff rankt sich die aus zahlreichen Strängen verwobene Handlung. Denn auf dem Mond werden – wir befinden uns im Jahr 2025 – Unmengen dieses begehrten Bodenschatzes entdeckt. Weil sich damit dank eines neuen Verfahrens die Energieprobleme der Menschheit dauerhaft lösen ließen, setzt ein internationaler Wettlauf um diese Ressource ein. Vor allem ist es ein interlunarer Wettkampf zwischen Amerikanern und Chinesen. So weit, so einfach.

Doch schnell wird es auf den 1328 Seiten des Schätzing-Werkes mehr als kompliziert. Denn der Autor löst die herkömmlichen politischen und gesellschaftlichen Strukturen auf, die Global Player beherrschen die Erde. Allen voran der übernationale Konzern Orley Enterprises, der die Nase beim Kampf um den Mond zunächst vorn hat.

Um Kapital für die Gewinnung der Bodenschätze locker zu machen, schickt Orley eine Gruppe schwerreicher Investoren ins All. Aus dieser Dienstreise zum Erdtrabanten entwickelt sich plötzlich eine Abenteuerfahrt einer chaotischen Truppe von Schauspielern, Halbpromis und Nervensägen, die plötzlich zu einer existenziellen Herausforderung wird. Und die chinesische Konkurrenz schläft nicht. Darum soll Detektiv Owen Jericho, den eine unglückliche Liebe nach Shanghai verschlagen hat, die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen.

Leider nicht gestrafft

Was nach Routine klingt, ist tatsächlich der Auftakt zu einer albtraumhaften Jagd von China über Äquatorialguinea und Berlin bis nach London und Venedig. Viel Stoff – und trotzdem auf zu vielen Seiten ausgebreitet. Der zweifellos vorhandenen Spannung hätten Straffungen keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Und dann hätte sich Frank Schätzing auch manche platte Passage sparen können.

Sprachliche Schwächen sind, wie schon im „Schwarm“, ein Manko des (Zu?)Vielschreibers. Kostprobe: „Evelyn Chambers räkelte ihren Latinakörper. Nicht schlecht für 45, dachte sie, alles noch straff, auch wenn hier und da die unvermeidliche Muskelverfettung einsetzte und Anzeichen von Zellulitis Hintern und Oberschenkel kräuselten.“

Fazit: Trotz mancher Sprachverfettung ein spannender Roman. Was man ja auch über die Thriller von Michael Crichton sagen kann. Er ist Schätzings großes Vorbild.

Michael Heinrich

„Limit“ (1328 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 26 Euro)

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