Das Ost-Mädchen für alles
Der singende Schauspieler Gunter Sonneson über ein halbes Jahrhundert auf der Bühne und die britische Operette „Mikado”, seine letzte Premiere im Staatstheater am Gärtnerplatz
Vor kurzem feierte er sein 50-jähriges Bühnenjubliläum. Gilbert & Sullivans Operette „Der Mikado” am Samstag um 19 Uhr ist nun die letzte Premiere des langjährigen Ensemblemitglieds Gunter Sonneson.
AZ: Herr Sonneson, was war vor 50 Jahren Ihre erste Rolle?
GUNTER SONNESON: Im August 1961 habe ich angefangen Chansons zur Gitarre zu singen. So bekam ich Kontakt zu Schauspielern, die mich zum Theater Zwickau brachten. Dort wurde ich Mädchen für alles: Ich habe im Chor gesungen, im Extraballett getanzt, kleine Rollen im Schauspiel übernommen und Bühnenmusiken komponiert.
Hatten Sie keine Ausbildung?
Anfangs war ich Autodidakt. Der Zwickauer Intendant hat mich aufgefordert, mehr aus mir zu machen und mich zu einem externen Studium gedrängt. Fünf Jahre später habe ich dann meine Bühnenreifeprüfung als singender Schauspieler absolviert.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe mich an der Dresdner Staatsoperette und dem Berliner Metropoltheater beworben. In Dresden gerieten meine Unterlagen unter irgendwelche Akten, in Berlin wurde ich nach einem Vorsprechen engagiert. Am Metropoltheater hatte ich 1980 mit dem Conferencier in „Cabaret” meinen Durchbruch. Ich wurde mit dieser Rolle nach Westberlin eingeladen, aber das Gastspiel wurde mir von den DDR-Behörden verboten.
Wie kamen Sie nach München?
Ich gastierte 1991 in der Kollo-Operette „Wie einst im Mai”. Daraus wurde dann ein festes Engagement.
Wann begegneten Ihnen die Briten Gilbert & Sullivan zum ersten Mal?
Erst hier in München bei den „Piraten von Penzance”. Im „Mikado” spiele ich einen ehemaligen Schneider, der wegen Flirtens mit dem Tod bestraft wurde. Er wird allerdings nicht hingerichtet, sondern vom Mikado, dem japanischen Kaiser, zum Richter und Henker erkannt. Nur kann der arme Mann kein Blut sehen.
Außerhalb des englischen Sprachraums ist diese Operette eher selten zu sehen.
Ich mag diesen trockenen Humor. Bei den „Piraten” hatten wir einen britischen Dirigenten. Er hat uns geraten, Gilbert & Sullivan ganz gerade zu spielen, wie einen Sketch von Loriot. Aber das Publikum wird sich auch beim „Mikado” auf jeden Fall amüsieren, weil die musikalische Bandbreite dieser Operette sehr groß ist.
Was machen Sie nach dem Ende der Spielzeit?
Meine letzte Vorstellung am Gärtnerplatz ist am 20. April. Ich habe in meinen 50 Jahren am Theater schon viele Intendantenwechsel erlebt. Das ist eine normale Sache. Aber trotzdem finde ich nicht gut, wie das hier unter den erschwerten Bedingungen direkt vor dem Umbau und einer 3-jährigen Schließungsphase geschieht.
Premiere von „Der Mikado” am Samstag, 19 Uhr am Gärtnerplatz. Karten: Tel. 2185 1960