Das literarische Terzett
Das ZDF hat ein neues Team für die Literatur: Amelie Fried, Ijoma Mangold und ein Studiogast diskutieren
Amelie Fried (50) und Ijoma Mangold (37) werden vom Frühjahr an gemeinsam als Nachfolger von Elke Heidenreich (65) die neue Literatursendung im ZDF moderieren. Am Feinkonzept der Sendung, deren Titel noch nicht feststeht, werde gemeinsam mit den neuen Moderatoren noch gearbeitet, vermeldetet der Sender. Fest steht aber, dass Fried und Mangold einen jeweils wechselnden, prominenten Gast empfangen sollen. Der Schwerpunkt werde auf belletristischen Werken liegen. Neben Romanen sollen auch Sachbücher vorgestellt werden. Die 30-minütige Sendung soll von Mai an ausgestrahlt werden. Sie wird sechs- bis achtmal am Freitagabend statt „Aspekte“ gezeigt werden. Das ZDF hatte im Oktober die noch geplanten Ausgaben der Literatursendung „Lesen“ gestrichen, nachdem Elke Heidenreich ihren Sender kritisiert hatte. Die kurzzeitigen „Einspinger“, Wolfgang Herkles und Christine Westermann, konnten nicht überzeugen.
AZ: Frau Fried, sind Sie jetzt die neue Frau Heidenreich?
AMELIE FRIED: Nein, überhaupt nicht. Ich verspüre auch keinerlei Zwang, sie nachzuahmen. Unsere Sendung ist ein ganz neues Format, bei dem viel mehr Wert auf die Diskussion gelegt wird.
Welche Literatursendungen verfolgen Sie selbst gerne?
Ich schaue häufig bei Thea Dorn zu, ich finde auch Denis Scheck und seine etwas rigorose Art sehr unterhaltsam. Und natürlich habe ich auch Elke Heidenreich gerne verfolgt.
Bei Frau Heidenreich hat der Buchmarkt sehr genau registriert, was sie empfahl. Sie hatte mit ihrer Sendung großen Einfluss auf die Verkaufszahlen. Ist das für Sie eine Messlatte?
Darüber zu reden ist mir zu spekulativ. Ich bin mir aber der Verantwortung sehr bewusst, die diese Büchersendung auch für den Markt mit sich bringt. Wichtig ist mir vor allem, dass unsere Tipps glaubwürdig sind, dass wir den Zuschauern ein wenig Orientierung bieten können.
Elke Heidenreich hat fast ausschließlich gelobt. Gibt es bei Ihnen auch wieder mehr Kritik?
Das Konzept ist im Einzelnen noch nicht fertig, aber ich denke, dass Herr Mangold, der Studiogast und ich wesentlich kontroverser diskutieren werden.
Stimmt die Chemie mit Ijoma Mangold, der ja hauptsächlich Printjournalist ist?
Wir haben schon eine Probesendung gemeistert, ich kannte Ijoma Mangold aber auch schon vorher. Er ist sehr souverän, eloquent und kompetent, die TV-Erfahrung kommt von ganz alleine. Ich denke, wir können eine gute Mischung bilden mit seiner intellektuellen Stimme und meiner, die der Unterhaltung auch nicht abgeneigt ist.
Ihre Bücher wählen Sie selber aus, oder bestimmt die Redaktion die Lektüre?
Ich lasse mir meine Meinung zu einem Buch ganz sicher nicht vorschreiben, aber natürlich bin ich, was die Auswahl angeht, auch auf Tipps der Redaktion angewiesen. Das Angebot ist ja nahezu unüberschaubar, deshalb freue ich mich auf den Austausch.
Ist Lesen für Sie Lust oder Arbeit?
Auf jeden Fall schon immer meine allerliebste Beschäftihung in den Ferien oder in der Freizeit.
Wenn Sie morgen schon Ihre erste Sendung hätten, welches Buch könnten Sie uneingeschränkt empfehlen?
Daniel Kehlmanns „Ruhm“. Ich finde es sehr bewundernswert, wie er alle Erwartungen unterlaufen hat, an den Erfolg von „Die Vermessung der Welt“ anknüpfen zu müssen. Seine ineinander verwobenen Geschichten in „Ruhm“ sind ein sehr intelligentes, literarisches Spiel – für mich Unterhaltung im besten Sinne.
Volker Isfort
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