Das Katzenphänomen

Die Kinder- und Jugendbuchreihe „Warrior Cats” begeistert die Fans in 27 Sprachen, allein in Deutschland wurden 1,5 Millionen Bücher mit den Kämpfen von vier Wildkatzenclans verkauft
Volker Isfort |
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Die Kinder- und Jugendbuchreihe „Warrior Cats” begeistert die Fans in 27 Sprachen. Allein in Deutschland wurden 1,5 Millionen Bücher über die Kämpfe von vier Wildkatzenclans verkauft

Glaubt man den Bestsellerlisten, so müsste die urlaubende Familie mit Leseinteresse in diesem Jahr am Strand eine seltsame Figur abgeben: Der Vater schafft gemeinsam mit Thilo Sarrazin an der spanischen, italienischen oder griechischen Mittelmeerküste den Euro ab, die Mutter flieht wie einst Gisela Schneeberger in „Man spricht deutsh” in Tagträumereien, und lässt sich von südländischen Männern zärtlich fesseln, ganz so, wie es in ihrer erotischen Bestsellerlektüre „Shades of Grey” beschrieben ist.

Und die Kinder? Nun, die haben, wenn sie zwischen zehn und 14 Jahre alt sind, zwar viele verschiedene Bücher mitgenommen, die aber alle einen Namen tragen: „Warrior Cats”! Dabei handelt es sich um ein Phänomen von gigantischem Ausmaß: Bislang zwei Staffeln mit je sechs Bänden über vier Wildkatzenclans, die in einem fiktiven Wald leben, in „Krieg und Frieden”, wie der Verlag Beltz & Gelberg leicht dramatisch aber ganz zu Recht andeutet. Der Katzentolstoi, die Autorin Erin Hunter, hat den alten Russen – gemessen an den puren Seitenzahlen – längst überholt, und im September kommt schon die dritte Staffel.

Bei so viel Schreibarbeit ist es nicht verwunderlich, dass Autorin Erin Hunter selbst fiktiv ist. Kopf hinter den „Warrior Cats” ist die Britin Victoria Holmes, die von drei Assistentinnen unterstützt wird und die Abenteuer vom Donner-Clan mit den Fluss-, Schatten und Wind-Clans in die dritte Generation trägt.

Das Erfolgsgeheimnis der Katzen mit klingenden Namen wie Brombeerkralle, Graustreif oder Habichtfrost sieht Bettina Schaub vom Weinheimer Verlag Beltz & Gelberg im geschlechterübergreifenden Genre: „Mädchen lieben Katzengeschichten, aber auch die Buben können sich sehr stark für die Abenteuer begeistern. Schließlich spielt die actiongeladene Geschichte ja in der Wildnis.”

Permanentes Gerangel um Macht, Grenzen (wem gehören die Sonnenfelsen?) und Liebschaften befeuert den Handlungsstrom und manchmal greift auch der böse Zweibeiner ins Geschehen ein – ganz wie bei Felix Saltens „Bambi”. Wen die Sitzungen der Clans bei Vollmond im Baumgeviert an die Zusammenkünfte beim „Paten” erinnern, liegt nicht ganz verkehrt, der am Ahnentor mögliche Kontakt zum Sternenclan wiederum ist eine Huldigung an das Fantasy-Genre.

Rund 1,5 Millionen Exemplare hat Beltz & Gelberg bereist verkauft, auf 15 Millionen Exemplare in 27 Sprachen beläuft sich die Gesamtauflage, und der Eroberungszug geht ungebremst weiter. Inzwischen gibt es für die deutschen Fans die Website www.warriorcats.de, auf der sich junge Leser untereinander austauschen können, etliche Fanclubs haben individuelle Homepages gestaltet.
Auch wenn der Erfolg derKatzensaga alle überrascht hat, so wagte es Victoria Holmes nicht, sich darauf auszuruhen. Parallel zu den kriegerischen Katzen bastelt das Autorenkollektiv Erin Hunter an der mehrbändigen Eisbärensaga „Seekers”, die seit vier Jahren auf dem Markt ist.

Die Filmrechte für „Warrior Cats” sind optional gezogen – und da die Serie von Amerika bis China erfolgreich ist, wird es wohl nicht lange dauern, bis sich die Clans auch im Kino brutal mit den Hinterbeinen bearbeiten.

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