Das halbe mörderische Vergnügen
Zum 60. Geburtstag hatte sich das Münchner Rundfunkorchester ein reichlich makabres Geschenk gemacht. Schließlich ist die Geschichte, die hier erzählt wird, alles andere als lustig:
Ein Barbier will sich an einem Richter rächen, der ihn ins Gefängnis gebracht hat. Das Rasiermesser leistet ihm dabei gute Dienste. Mord wird sein Hobby. Und auch für die Entsorgung der Leichen hat er zusammen mit einer Komplizin eine wirtschaftlich einleuchtende Idee. Sie werden zu Fleischpastete verarbeitet.
Stephen Sondheims „Sweeney Todd” ist anders als die meisten Musicals eine düstere, banale Ballade, schauerlich und in ihren ironischen Seitenhieben überaus unterhaltsam – wenn man dem Publikum die Möglichkeiten gibt, diese überhaupt wahrzunehmen. Die konzertante Aufführung im Prinzregententheater indessen mag zwar authentisch gewesen sein, aber allzu viel teilte sich nicht mit. Selbst wer der englischen Sprache mächtig war, verstand die Gesangstexte nur sporadisch. Übertitel fehlten. Zum Lesen des Inhalts im Programmheft war es zu dunkel.
Soviel ließ sich immerhin feststellen: Das Rundfunkorchester präsentierte die Musik unter dem temperamentvollen Dirigenten Ulf Schirmer souverän und einfühlsam. Die melodischen Einfälle halten sich zwar in Grenzen. Doch Sondheims Fähigkeit, dramatische Situationen knapp und pragmatisch zu beschreiben, machte immer wieder mächtigen Eindruck.
Und auch das Gesangsensemble, angeführt von Mark Stone (Sweeney Todd) und Jane Henschel (Nellie Lovett), hätte besser nicht sein können. Es wird eine CD geben. Live und konzertant war es allenfalls ein halbes Vergnügen.
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