Das große Glück

  Joseph von Westphalen ist "Der Flaneur" - Politik in Ehren, aber Musik kann dann doch mehr bewegen, findet er.  
Joseph von Westphalen |
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Joseph von Westphalen ist "Der Flaneur" - Politik in Ehren, aber Musik kann dann doch mehr bewegen, findet er.

 

Das Leben könnte so schön sein, so abwechslungsreich, so spannend und entspannt zugleich. Zum großen Glück ist kein Reichtum nötig, auch kein Lotteriegewinn in Form einer spießigen Sofortrente mit eingebauter Altersvorsorge. Es wäre viel einfacher, glücklich zu werden. Es müsste nur möglich sein, ab und zu woanders zu sein, sich bei Bedarf kopieren und verdoppeln zu können. Mehr nicht.

Jede lumpige Computerdatei ist dazu in der Lage: mit dem berühmten Mausklick, mit dem der moderne Mensch unsinnige Reisen bucht und Blödsinn bei eBay ersteigert, kann jede beliebige Datei auf dem Rechner verdoppelt und woanders hin geschoben werden. Obwohl der Mensch mittlerweile mehr aus Daten als aus Fleisch und Blut besteht, gelingt ihm das Kopieren seiner selbst noch immer nicht.

Es wäre ideal. Man müsste nicht gleich ein Doppelleben führen. Man könnte bei gutem Wetter mit seiner Familie an einen Badesee fahren und gleichzeitig mit Freunden eine Bergtour machen. Man könnte bis spät in die Nacht eine tolle Frau anbaggern und sich gleichzeitig brav nach Hause zu Frau und Kind begeben. Es gäbe weniger Konflikte. Der misslungene Eroberungsversuch ließe sich mit einem weiteren Klick spurlos löschen.

Ich kann am Wochenende nicht in der Stadt sein, daher mein Hadern mit der humantechnischen Rückständigkeit. Ich wäre so rasend gern auf das Sommerfest gegangen, das der Trikont Musikverlag und das Münchner Volkstheater am Sonntag Abend im Hof des Theaters ausrichten. Nicht wegen Geselligkeit und Sauferei, sondern weil ich die Oberammergauer Band „Kofelgschroa“ endlich live erleben wollte. Seit Wochen höre ich deren erste CD. Seit Jahren hat mich keine Musik mehr so auf Anhieb gepackt. Alle sehnsüchtigen Klänge, die im Lauf der Jahre aus paradiesischen bayerischen Landbiergärten an mein Ohr drangen und verwehten – hier sind sie vereint. Allein die schlichten Verzierungen dieser zum Weinen schön geblasenen Tuba! Der treibende Rhythmus. Man kann tanzen und schmelzen. Die schräg polternde Poesie der Texte passt wunderbar zur herzzerreißenden Lieblichkeit der Melodien.

Das Leben ist so schön, wenn man das hört. Angenommen, der Staatsanwalt hätte Grund, sich nach Mappus auch für Horst Seehofer zu interessieren. Ein Fest für den schadenfrohen Bürger! Eine tolle Nachricht. Nur: Die Musik von Kofelgschroa ist toller. Politik ist nichts gegen diese Töne.

 

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