Das Boulevard-Gefühl
Christof Arnold war auf keiner Schauspielschule, hat aber dennoch eine steile Fernsehkarriere hingelegt. In der Komödie im Bayerischen Hof wagt er nun seine erste Theaterrolle
Von Folge 134 bis 704 war er Dr. Gregor Bergmeister in „Sturm der Liebe“. Im Lustspiel „Lauf doch nicht immer weg“ von Philip King spielt er den Corporal Clive, der in der Pfarrersfrau Penelope (Julia Stelter) eine frühere Bühnenkollegin wiederfindet. Chariklia Baxevanos spielt die altjüngferliche Miss Skillon, die in Clives Besuch einen Seitensprung wittert.
AZ: Herr Arnold, standen Sie wirklich noch nie auf der Bühne?
CHRISTOF ARNOLD: Das ist meine erste Theaterproduktion überhaupt. Aber ich dachte, wenn man mir das anbietet, probier ich’s auch. Ich habe ja keine klassische Schauspielausbildung, aber seit 2005 nehme ich Sprechunterricht. Das in Kombination mit extrem hoher Dreherfahrung hat mir den Mut – oder vielleicht die Naivität – gegeben, es zu wagen.
Sie haben sich ja schon ein bisschen warmgespielt.
Wir haben im Februar und März 2009 auf Tournee 26 Vorstellungen gespielt. Aber jetzt spiele ich zum ersten Mal in einem festen Haus. Es werden noch ein paar Kleinigkeiten geändert, aber als Neuling bin ich dankbar für jeden Tipp.
Es ist eine irrwitzige und total durchgeknallte Verwechslungskomödie.
Ich habe beim ersten Lesen allein im Wohnzimmer schallend laut gelacht. Wenn das hier klappt, möchte ich gerne weiter Theater spielen, aber ich habe Angst, nichts zu finden, was so lustig ist.
Das Stück lebt von turbulenter Action und Slapsticks.
Das hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht. Vor der Kamera gibt es oft keine körperliche Aktion zwischen den Sätzen, die man spricht.
Sie waren in Ihrer Jugend BMX-Fahrer. Was ist BMX?
Ein Bicycle MotoCross ist ein Fahrrad, das ausgestattet ist wie ein Gelände-Motorrad, aber ohne Motor.
Sie haben sogar an Weltmeisterschaften teilgenommen.
Ja, und ich war der erste Deutsche, der mit dem Rad einen Rückwärtssalto gemacht hat.
Hilft Ihnen diese artistische Erfahrung auf der Bühne?
Eine gewisse Körperbeherrschung und Waghalsigkeit sind schon hilfreich.
Wie fühlen Sie sich neben so bühnenerfahrenen Kollegen wie Chariklia Baxevanos?
Ich habe einen wahnsinnigen Respekt. Aber die Kollegen haben mich sehr warm- und offenherzig empfangen und mich bei doofen Fragen nie schräg angesehen. Regisseur Claus Helmer hat mich anfangs bei der Probenkritik sehr geschont. Zum Schluss fiel dann nur noch mein Name. Das war hart, aber gut. Schließlich ist das professionelle Arbeit.
Sie wollten ja schon an eine Schauspielschule.
Ich hatte mich bei neun Schauspielschulen beworben, und eine private hätte mich genommen. Aber die konnte ich mir nicht leisten. Ich habe lange darunter gelitten, dass ich keine Ausbildung hatte, und kann nur jedem empfehlen, soviel Ausbildung wie möglich zu machen. Es ist schmerzlich zu merken, dass man vielleicht Talent hat, aber das Handwerk fehlt.
Falls Sie weiter Theater spielen: Welches Genre reizt Sie?
Ich sehe mich eigentlich nur im Boulevardtheater. Wenn die Leute sich amüsieren, breitet sich ein warmes Gefühl in einem aus. Das ist was ganz Besonderes.
Serien wie „Sturm der Liebe“ werden weltweit verkauft. Wie bekannt sind Sie dadurch geworden?
Naja, es ist schon ein verrücktes Gefühl, wenn man in Italien angesprochen wird, oder nette Briefe aus Ländern bekommt, wo man noch nie war.
Steckt Sie das Fernsehen als Darsteller in eine bestimmte Schublade?
Meine Schublade ist der sympathische, nette Kumpeltyp.
Der Schwiegermuttertraum?
Das haben Sie gesagt. Ab und zu darf ich auch mal einen Bösewicht spielen. Und der gerät mir dann so bös und psychisch krank, dass ich regelmäßig zurückgepfiffen werde.
Sie sind das jüngste von vier Geschwistern und haben selbst zwei kleine Söhne. Sind Sie ein Familienmensch?
Absolut. Wir hatten eine sehr glückliche Kindheit. Bei meinem zweiten Sohn, der jetzt elf Monate ist, war ich ein Jahr in Elternzeit. Denn von meinem ersten Sohn habe ich vor drei Jahren fast nichts mitbekommen, weil ich sieben Tage in der Woche „Sturm der Liebe“ gedreht habe. Jetzt steht für ihn Skifahren an. Ich hoffe, dass er bald auf Snowboard umschwingt, weil ich ein großer Snowboard-Fan bin.
Gabriella Lorenz
Komödie im Bayerischen Hof, 13. 1. bis 13. 3., 20 Uhr, So 18 Uhr, Tel. 29161633
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