Das beste Feuchtgebiet

Vom Humpelstilzchen bis zum HipHop: „Rock im Park“ hielt, was es stets verspricht und verteidigt seine Position als führendes Feuchtgebiet der Nation. Die Höhepunkte.
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NÜRNBERG - Vom Humpelstilzchen bis zum HipHop: „Rock im Park“ hielt, was es stets verspricht und verteidigt seine Position als führendes Feuchtgebiet der Nation. Die Höhepunkte.

Erst kam der Wolkenbruch – dann kamen Rage Against The Machine. Beide sind Naturgewalten. Die nach acht Jahren wiedervereinigten Kalifornier zeigten beim mit 65000 Zuschauern ausverkauften Nürnberger „Rock im Park“-Festival, warum sie neben Nirvana als wichtigste und einflussreichste Band der 90er gefeiert werden. Sie haben durch ihre Mischung aus Rap und Rock den Crossover erfunden. Und waren immer politisch. Live walzen die intelligenten Songs immer noch direkt durch Hirn, Herz und Bein. Großartig.

Schade nur, dass von den urgewaltigen Bassläufen von Tim Commerford wenig beim Publikum ankommt. Die Lautstärke auf dem hinteren Teil des Zeppelinfeldes entsprach lediglich enttäuschender Zimmerlautstärke. Von Live-Feeling war hier weit und breit nichts zu spüren.

Zumindest hatte das Festival, das am Sonntag mit einem Auftritt der Metal-Giganten Metallica zu Ende ging und wieder Jungvolk von Berlin bis Wien zur Partygesellschaft verschmolz, seine Position als führendes Feuchtgebiet der Nation – da kann Charlotte Roche phantasieren, was sie will – verteidigt: Wasserschlachten während der drei Tage haben hier Tradition, der lässige Umgang damit auch: Diesmal flitzte man stundenlang nackt durch die Nässe oder flüchtete vor dem Absaufen unter Sonnenschirme oder in die Höhle der „Club-Stage“.

Höhepunkten

Zu den Höhepunkten zählte zum Auftakt der Auftritt der Toten Hosen, die schon wesentlich farblosere Schatten geworfen haben. Und das. obwohl Campino mit seinem Gipsfuß (der wütende Tritt des Fußballfans in eine Mülltonne) leicht lädiert war. Was das Humpelstilzchen nicht daran hindert, aufs Dach der 25 Meter hohen Bühne zu klettern und singend Feuerwerkskörper abzubrennen. Wir haben verstanden! Es ging also um eine Karriere-Leuchtspur, wo eine ruppige Fassung des KZ-Lieds „Moorsoldaten“ das Besondere betonte und Alex aus der Horrorshow, die Ramones und die kleinen Jägermeister zum Wiederhören auftauchten. Die Band donnerte mitunter rüde über Campinos abgewetzte Stimmbänder hinweg.

Eine Live-Krone geht an die Queens Of The Stone Age. Die Wüsten-Exzentriker sind die Könige des staubtrockenen Stoner-Rock. Ihre Rezeptur: Riff an Riff und dazwischen der weinerlich-klagende Gesang von Fronter Josh Homme. Großartig auch Jimmy Eat World: Sie zelebrieren die Ur-Form des „Emo“, des kleinen, dünnhäutig-weinerlichen Punk-Abkömmlings. Um Melodien geht es hier und starke Emotionen. Die entladen sich im Publikum: Tanzen zu großartigen Rockern und Schwelgen in „A Praise Chorus".

Zwischen den HipHoppern von Fettes Brot und den Electro-Punks von Prodigy (mit erstaunlich federndem Einsatz) und Serj Tankian, dem Sänger der innovativen System Of A Down (im Alleingang ein Abklatsch), wurde ein musikalisch breites Feld von 90 Bands aufgerollt. Manchen wird man 2009 wiederbegegnen. Stammgäste gehören zum Konzept – auf und vor der Bühne. mm/daer

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