Da ist alles von Allen drin!
„Ich sehe den Mann deiner Träume“ ist eine wunderbare weitere Variation der klassischen Woody-Themen: kriminelle Energien und Künstlerkrise, Beziehung und Ehe gegen Sex
8Das Großartige ist: Auch ein durchschnittlicher Woody-Allen-Film überragt an wahrem Witz und komischem Ernst die allermeisten anderen Kinokomödien. „Ich sehe den Mann deiner Träume“ spielt mit Woody Allens (siehe Interview in der Kino-Stadt) klassischen Themen: Der erfolglose Schriftsteller in der Krise (Josh Brolin), der eigentlich eine gute Ehe führt, aber in Freida Pinto (der herangereiften Schönen aus „Slumdog Millionär“) eine Muse findet, deren Heiratspläne er mit seinen Avancen ruiniert. Naomi Watts (mit unbefriedigtem Kinderwunsch) hält als seine liebenswert pragmatische Frau heldenhaft lange alles zusammen. Bis ihre Beziehungskrise mit dem erfolglosen Mann auch sie für ein erotisches Abenteuer (Antonio Banderas) anfällig macht. Und wie die Zukunft aussehen könnte, zeigen ihre anstrengenden Eltern: Der Vater auf einem sündhaft teuren Zweiter-Frühling-Viagra-Trip mit einer Halbprostituierten, und die Mutter, die verzweifelt das ganze Vermögen einer Wahrsagerin in den Rachen wirft.
Dass ausgerechnet diese ältere Lady (Gemma Jones) am Ende glücklich wird, ist die bittere Pointe und zeigt Allens Grund-Pessimismus, der allerdings durch seine versöhnliche, fast heitere Ironie, das Ganze in ein amüsant versöhnliches Londoner Sommerlicht taucht. Und Woody wäre nicht Allen, wenn nicht noch ein Schurkenstück und letzte Lebensfragen durch einen Koma-Zwischenfall eingewoben wären. Adrian Prechtel
B&R: Woody Allen
(GB, 98 Min.)