Coronahilfen: Künstler sind keine Bittsteller
Fast ein ganzes Jahr hat Kunstminister Bernd Sibler sich als Zuhörer und Verständnis mimender Trostspender inszeniert, der die Klagen der Kulturbranche zwar verstehe, aber halt an der Lage der Dinge nichts ändern könne. Widerworte gegen absurde Publikumsbeschränkungen seines Ministerpräsidenten (100 Zuschauer in der Staatsoper, als diese noch "geöffnet" war) waren nicht zu vernehmen, obwohl eine eigene Studie des Ministeriums die Unsinnigkeit solcher Restriktionen bewiesen hatte.
Schlimmer aber war der Umgang des Freistaats mit den Soloselbstständigen und freien Künstlern. Anders als in anderen Bundesländern kam hier die Hilfe spät, oder über mehrere Monate überhaupt nicht. Dem wachsenden Druck der Opposition, den Soloselbstständigen eine Perspektive zu geben, musste die Staatsregierung letzte Woche nachgeben. Nun gilt auch in Bayern eine Regelung, wie sie ähnlich in Baden-Württemberg schon seit elf Monaten funktioniert.
Politik inszeniert sich als Retter
Und was macht man in der Politik, wenn man von seinen Fehlern ablenken will? Man produziert Erfolgsmeldungen und inszeniert sich als Retter: "Kunstminister Bernd Sibler übergibt 1.000. Bewilligungsbescheid aus dem Soloselbstständigenprogramm", verkündete gestern das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und schickte ein Foto mit.
Aber Künstler sind keine Bittsteller, die nun auf Gnade des Ministers hoffen dürfen, um ihre Miete zu bezahlen, sondern Steuerzahler, denen durch die Pandemiemaßnahmen die Ausübung ihres Berufes unmöglich gemacht wurde.
Diese Art der Inszenierung von Politik als Helfer in der Not ist zynisch, vor allem wenn die Mittel in höherer Schlagzahl schon Monate früher hätten bewilligt werden müssen.
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