Christoph Poschenrieder: Das Liebesleben des Philosophen
Der Autor Christoph Poschenrieder hat einen komischen Roman über Schopenhauer verfasst
Wenn man wie Daniel Kehlmann selbst den Mathematiker Carl Friedrich Gauss in eine Bestsellerfigur verwandeln kann, warum dann nicht den großen Menschenverächter Arthur Schopenhauer? Der Münchner Christoph Poschenrieder zeigt uns in seinem Debütroman „Die Welt ist im Kopf“ den jungen Schopenhauer auf dem Pfad der körperlichen Liebe oder „Wallung“, wie das seine Schwester Adele in einem Brief beschreibt. Jahrzehnte später wird er für seinen „Weiberhass“ geradezu berühmt sein: „Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das unästhetische nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben.“
Poschenrieder aber folgt Schopenhauer in die nur ungenau dokumentierte Reise nach Venedig, die dieser nach dem Verfassen seines Hauptwerkes „Die Welt als Wille und Vorstellung“ (1818) antrat. Mit einem Empfehlungsschreiben von Johann Wolfgang von Goethe in der Tasche und dem vagen Vorsatz, den in der Lagunenstadt logierenden Lord Byron, längst ein literarischer Superstar, zu treffen.
In die Leerstelle der von Schopenhauer angedeuteten Liebe, die den Philosophen hier traf (und dessen Vernunft kurzzeitig aushebelte), malt Poschenrieder eine turbulente Geschichte, in der auch der Vorläufer seines Pudels schon eine gewisse Rolle einnimmt. Poschenrieder schrieb seine Magisterarbeit über Schopenhauer, vermeidet es aber tunlichst, den Leser mit Expertentum zu überfordern. Den Zusammenprall von Welt und Vorstellung kleidet er klug und sehr unterhaltsam in einen historischen Roman.
Volker Isfort
Christoph Poschenrieder stellt „Die Welt ist im Kopf“ (Diogenes, 340 Seiten, 21.90 Euro) heute um 20.30 Uhr in der Buchhandlung Lehmkuhl (Leopoldstraße 45) vor
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