"Wir sind rivalenerprobt!"

Komödie im Bayerischen Hof: Christian und Patrick Wolff über ihre Zusammenarbeit in „Das Gras ist grüner“
Amina Linke |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Komödie im Bayerischen Hof: Christian und Patrick Wolff über ihre Zusammenarbeit in „Das Gras ist grüner“.

Der englische Adel ist auch nicht mehr das, was er mal war! Graf Victor Rhyall (Christian Wolff) ist abgebrannt, muss sein Schloss für Touristenscharen öffnen, und dann bändelt seine Frau Hilary (Anja Kruse) auch noch mit dem texanischen Ölmulti Charles Delacro (Patrick Wolff) an. Das ist selbst für den sonst so beherrscht-unterkühlten Briten zufiel: Der Graf bläst zum Angriff – die Komödie beginnt.

AZ: Vater und Sohn gemeinsam vor der Kamera, das gab es schon öfter bei Ihnen. Auf der Bühne stehen Sie aber nun zum ersten Mal zusammen. Zufall oder Absicht?

PATRICK WOLFF: Das war ein lang gehegter Wunsch von uns.

CHRISTIAN WOLFF: Im Prinzip war es dein Wunsch. Du hattest mich überredet, auf die Bühne zu gehen, weil ich relativ lange nicht Theater gespielt hatte. Von allein hätte es mich eher nicht dort wieder hingezogen. Aber nach einiger Zeit haben wir dann auch ein Stück gefunden, das uns beiden gefiel.

Herr Wolff, Sie spielen in der Brit-Komödie „Das Gras ist grüner“ den Grafen Victor Rhyall und Ihr Sohn Ihren Widersacher, den Ölmulti Charles Delacro. Kommt es auch abseits der Bühne zu Reibereien?

CHRISTIAN WOLFF: Das läuft bei uns ganz kollegial ab. Ich – und du ja auch nicht – würde mich nie im Leben einmischen, was die Frauen an unserer Seite betrifft. PATRICK WOLFF: Das wäre ja auch schwierig – dann würde ich mich ja in meine Mutter verlieben.

Das kann durchaus vorkommen...

PATRICK WOLFF: Sachen gibt’s...

CHRISTIAN WOLFF: Bei uns nicht. Wir sind rivalenerprobt, haben in „Zugvögel der Liebe“ Vater und Sohn gespielt, die um die dieselbe Frau buhlen. Das ist nichts Neues für uns.

PATRICK WOLFF: Und auch da habe ich verloren.

Mein Beileid! Ein Gewinn ist aber sicherlich die große Erfahrung Ihres Vaters. Seine Filmografie umfasst von 1957 bis heute fast 100 Titel. Guckt man sich da ab und zu mal etwas ab?

PATRICK WOLFF: Abgucken ist immer wichtig. Und zwar überall – von Schauspielern, von Alltagssituationen oder auch gerade von Ihnen. Wie geben Sie sich als Journalisten, wie artikulieren Sie sich. Und natürlich guckt man auch dem Vater zu. Allerdings ist es wichtig, sich abzugrenzen. Wir sind uns von der Intonation natürlich ähnlich. Da muss man dann durch andere Körperlichkeiten, durch fremde Gesten oder Bewegungen Abhilfe schaffen.

CHRISTIAN WOLFF: Ich gucke mir nichts ab. Nach fast 56 Berufsjahren geht das nicht mehr. Aber ich gucke zu und verhalte mich Patrick gegenüber nicht anders, als zu anderen Kollegen. Prinzipiell sage ich nie etwas. Jeder hat seine eigene Art, und Kritik ist sehr subjektiv. Der eine Regisseur will das, der andere findet genau das widerum völlig daneben. Objektivität gibt es nicht. Deshalb nehme ich mich zurück.

Entgegen der Kritiker, die 1960 die Verfilmung von „Das Gras ist grüner“ mit Cary Grant als farblos und langweilig bezeichneten. Was macht Ihre Produktion heute aus?

CHRISTIAN WOLFF: Es ist für den heutigen Boulevardtheater-Betrieb ungewöhnlich, dass ein Stück wie dieses auf dem Spielplan steht. Das ist ein ganz klassisches, britisches Dialogstück, also nicht in dem Sinn eine Komödie, in der man sich alle paar Minuten wegen einer großen Pointe auf die Schenkel klopft. Das war vielleicht auch das Problem des Films 1960 – die Erwartungen waren die falschen. Es ist vielmehr ein Wohlfühl-Stück, in dem man sich zurücklehnt und zuhört und sich von der britischen Adels-Atmosphäre der 1950er Jahre einnehmen lassen muss. Das macht es aus, das macht es so gut.

Warum sind Stücke dieser Art so selten auf den Spielplänen vertreten?

CHRISTIAN WOLFF: Vielleicht, weil die Nachfrage nicht mehr so groß ist. Beim Theater läuft es ja nicht anders, als beim Fernsehen: Man produziert das, was das Publikum sehen will. In der heutigen sehr schnellen, sehr lauten Welt treffen Haurück-Stücke mehr den Publikumsgeschmack, so glaubt man jedenfalls. Allerdings widerlegt der Erfolg von „Das Gras ist grüner“ den vom Theater produzierten angeblichen Zeitgeschmack. Wir haben das Stück mittlerweile über 200 Mal gespielt – und der Anklang war groß.

Zur Tournee-Premiere in Singen haben Sie vergessen, eine Karte für Ihre eigene Frau zu bestellen – muss sie in München auch wieder mit einem Ersatzstuhl vorliebnehmen?

CHRISTIAN WOLFF: Ich hoffe nicht!

PATRICK WOLFF: Ich habe es sicherheitshalber diesmal überprüft.

CHRISTIAN WOLFF: Ich kam da gar nicht darauf. In der Zeit, in der ich damals Theater spielte, war es eine Selbstverständlichkeit, dass man als Hauptdarsteller zur Premiere zwei Karten bekommt. Und dann war da keine! Unglaublich.

„Das Gras ist grüner“, Komödie im Bayerischen Hof, bis 9. März, Telefon: 29 16 16 33

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.