Was die Bayreuther Festspiele 2026 bringen

Bayreuth überrascht im Jubiläumsjahr mit einer bisher nicht im Festspielhaus gezeigten Wagner-Oper und einem besonderen KI-"Ring".
Robert Braunmüller
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Ein Geheimtipp für heiße Bayreuther Tage: Das Kneippbecken des Freiluftbades Bürgerreuth direkt neben dem Parkplatz am Festspielhaus.
Ein Geheimtipp für heiße Bayreuther Tage: Das Kneippbecken des Freiluftbades Bürgerreuth direkt neben dem Parkplatz am Festspielhaus. © imago/IPON
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München hatte, was Wagners Festspielidee angeht, zwar bekanntlich das Nachsehen. Aber der Intendant des hiesigen Hoftheaters war schlau genug, ein Jahr vor der Eröffnung des Bayreuther Festspielhauses eigene Festspiele zu erfinden - mit Wagner und Höhepunkten aus dem Repertoire. Aus diesem Grund hat München den 150. Geburtstag seiner Festspiele bereits hinter sich, während sich Bayreuth erst auf sein Jubiläum vorbereitet.

Am Tag vor der "Meistersinger"-Premiere auf dem Grünen Hügel gab Katharina Wagner bei einer Online-Pressekonferenz das Programm der Festlichkeit im nächsten Jahr bekannt. Es beinhaltet neben einem „Ring“ mit Christian Thielemann das Bayreuth-Debüt einer verrufenen Wagner-Oper: dem Frühwerk "Rienzi". Ihm wurde bisher die Aufnahme in den örtlichen Kanon verweigert, auch die Aufführungsserie des Sommers 2026 wird einmalig bleiben.

Blick auf das Bayreuther Festspielhaus am Grünen Hügel.
Blick auf das Bayreuther Festspielhaus am Grünen Hügel. © picture alliance/dpa

„Rienzi“ hat einen strengen Hautgout, weil eine Aufführung im Linzer Landestheater einen jungen Österreicher zu seinen Untaten angestiftet haben soll. „In jener Stunde begann es“, sagte er später, weshalb die Nürnberger Reichsparteitage mit der „Rienzi“-Ouvertüre eröffnet wurden.

Die Akte neu auf den Tisch bringen

Das wissen natürlich auch die Regisseurinnen Magdolna Parditka und Alexandra Szemeredy, die den Fünfakter zum ersten Mal ins Festspielhaus bringen und ihm zugleich den Ungeist austreiben wollen. Weil der mittelalterliche Römer, dessen Geschichte die Oper erzählt, vor seiner politischen Karriere ein päpstlicher Notar war, sprechen sie davon, die "Akte Rienzi neu auf den Tisch" bringen zu wollen - unter dem Vorbehalt der Unschuldsvermutung und im vollen Bewusstsein, dass Wagners Oper einen populistischen Politiker porträtiert.

Weil „Rienzi“ ausufernd lang ist und die zuletzt in Hitlers Besitz befindliche handschriftliche Partitur mit nie gedruckten Passagen seit 1945 verschollen ist, muss es eine Bearbeitung geben. Die orientiere sich an den von Cosima, Siegfried und Wieland Wagner entwickelten Bühnenfassungen. Aber es werde auch Musik geben, die noch nie in einer „Rienzi“-Aufführung erklungen sei.

Die französische Dirigentin Natalie Stutzmann dirigiert "Rienzi".
Die französische Dirigentin Natalie Stutzmann dirigiert "Rienzi". © Simon Fowler

Weil Wagner die Oper später selbst liebevoll als „Schreihals“ bezeichnete, ist es durchaus beziehungsreich, dass die österreichische Elementartenorkraft Andreas Schager die Titelpartie übernimmt. Gabriela Scherer ist als seine Schwester Irene besetzt, Jennifer Holloway übernimmt die Hosenrolle des Adriano. Neugierige sollten sich aber beeilen: Wagners Frühwerk wird nur im Sommer 2026 in Bayreuth zu sehen sein.

Der "Ring" als KI-gesteuerte Performance

Ein einmaliges Ereignis wird auch der von Marcus Lobbes „kuratierte“ Opernvierteiler „Ring 10010110“. Das ist keine Telefonnummer, unter der die für Traditionsverstöße zuständige Kulturpolizei erreichbar ist, sondern eine Version von „Der Ring des Nibelungen“ als KI-generierte Performance. Der bei der Pressekonferenz aus Madeira zugeschaltete Lobbes leitet der Akademie für Theater und Digitalität am Theater Dortmund. Sein Projekt soll sich unter anderem aus Bildmaterial aus den bisher im Festspielhaus gezeigten „Ringe“ speisen, keine Nacherzählung sein und mit Hologrammen arbeiten.

Dem Eindruck, es handle sich um eine halbszenische Aufführung mit Projektionen, wurde dezidiert widersprochen. Musikalisch versprechen die drei nur als Zyklus buchbaren Aufführungen ein Klaus-Florian-Vogt-Festspiel: Der beliebte Tenor steht als Loge, Siegmund und zweimal als Siegfried auf der Bühne, Michael Volle und Camilla Nylund sind Wotan und Brünnhilde, Thielemann dirigiert.

Andreas Schage, Katharina Wagner und Markus Söder beim Staatsempfang nach der Eröffnung der Festspiele im vergangenen Jahr.
Andreas Schage, Katharina Wagner und Markus Söder beim Staatsempfang nach der Eröffnung der Festspiele im vergangenen Jahr. © picture alliance/dpa

Unter seiner Leitung steht auch Beethovens Neunte beim Festakt. Am 2. August lässt Katharina Wagner zudem eine „Geburtstagsparty“ im Festspielhaus ausrichten - mit einem DJ, der auch Wagner-Motive einfließen lasse. Teil des Festprogramms ist außerdem die Uraufführung „Brünnhilde brennt“ des Komponisten Bernhard Lang.

Vergangenes Jahr erzielten die Festspiele einen Überschuss von 2,7 Millionen Euro, der in kommende Neuproduktionen investiert wird. Außerdem stehen Sanierungsmaßnahmen an, unter anderem im in die Jahre gekommenen Restaurant neben dem Festspielhaus. Und wen es schon heuer nach Wagner gelüstet: Vor allem gegen Ende August sind etwa für „Tristan und Isolde“ und „Parsifal“ noch Karten zu haben.

Details zum Programm und zu Restkarten unter bayreuther-festspiele.de

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